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(v.l.) Kiesewetter, Richter, Wendland und Bartkowski beim Talk.
Foto: Kevin Vitt

Tresentalk mit Wölfi und Kalle

26. Februar 2015

Das Kultlokal Mandragora begründete am Dienstag (24.2.) eine neue Tradition im Bermuda3eck

Als Partymeile und kultureller Szenetreff hat das Mandragora eine ebenso lange Tradition wie das Bochumer Bermuda3eck selbst. Die Kultkneipe existiert seit 1977 und hat das Dreieck gerade in musikalischer Hinsicht mitgeprägt. Für den musikalischen Rahmen des „Bermuda-Talks“ waren an diesem Abend der Universalkreative Frank Hölz und der Gitarrist Wolfgang Bachmann verantwortlich. Die Kapazitäten des "Mandras" wurden dabei auf die Probe gestellt: da die Innenräume schon früh zum Bersten gefüllt waren, richtete sich eine große Besucherschar draußen, vor einem extra installierten Fernseher und neben einem Bier- und Würstchenstand ein. Freier Eintritt und das anwesende regionale „Star-Duo“ sorgten für über 200 Talkshowgäste.

Inmitten dieses gut gelaunten Menschenstocks standen die Macher des Bermuda-Talks, Lars Kiesewetter (Radio Bochum) und Oliver Bartkowski (u. a. Produzent u. Jazzmusiker) bereit zum Interview. Neben ihnen, in breiter und gewohnt markanter Erscheinung, der erfolgreiche Punkmusiker Wolgang „Wölfi“ Wendland, berühmt durch seine Band „Die Kassierer“. „Wölfi“ machte an diesem Abend einen verhältnismäßig besonnenen Eindruck. Er ist halt nicht nur Punk, sondern u.a. auch Filmemacher, Satiriker und Politiker. Bei einem Bierchen machte er nun Werbung in eigener Sache: Bereits vor drei Wochen kündigte er an, im September für das Amt des Oberbürgermeisters von Bochum zu kandidieren. Dies sei ihm auch wirklich ernst, wie er hier betonte, um vor allem für Bürgerentscheide und absolute politische Transparenz zu kämpfen. Die Frage, ob „Bürgermeister Wölfi“ dann noch als Rebell auf der Bühne stünde, ließ nicht lange auf sich warten. Fans können aber aufatmen: Wenn auch zukünftig auf komplette Nacktheit auf der Bühne verzichtet werden soll, wurde die Frage vom gebürtigen Lüner mit einem klaren „Ja“ beantwortet. Er benötige sowieso noch 100 Unterschriften, um überhaupt kandidieren zu dürfen und ist derweil auch noch mit anderen Projekten, wie z. B. einer Punkoperette in Kooperation mit dem Schauspiel Dortmund beschäftigt.

Vielleicht konnte der zweite Gast des Abends dem Qualitätspunker dafür ja noch ein paar Tipps mitgeben, denn Erfahrung im Schauspielfach hat Ralf Richter reichlich. Allein 17 Jahre ist es her, dass die Ruhrpottkomödie „Bang Boom Bang“, im Kreis Unna abgedreht wurde. Dem Schauspieler, der darin die Kultfigur „Kalle Grabowski“ verkörperte, bedurfte es hier keiner näheren Vorstellung. In eigener „Grabowski-Ruhrpott“-Fankollektion gekleidet, gab „Kalle“ sich nach einer kurzen Pause gewohnt redselig. An Dönekes sparte er dabei nicht und so hangelte man sich über seine Zeit an der Schauspielschule, über die Dreharbeiten zu „Das Boot“ (1981), bis hin zu seinem neuesten Filmtrailer „Grabowski-Alles für die Familie“. Der Film soll durch eine Crowdfunding-Aktion im Internet verwirklicht werden, derzeit fehlen noch 150.000 Euro. Bei der Gelegenheit bot Richter nun auch noch „Wöfli“ Wendland eine Rolle an. Dieser hatte sich, wie es sich für einen Bürgermeisterkandidaten gehört unters Volk gemischt, kam dann aber herbeigeeilt und nahm seine Rolle höchstoffiziell an. „Grabowskis“ einnehmende Überzeugungskraft schien gewirkt zu haben, doch weit mehr Einsatz erfordert sein aktuelles Kölner Obdachlosenprojekt „7 Sterne“, das sich derzeit im Aufbau befindet. Durch ein von Obdachlosen betriebenes Obdachlosenhotel soll Hilfe zur Selbsthilfe geboten und „Menschen ihre Würde zurückgeben“ werden. Pro Monat gäbe es in Köln, Richters Wohnstadt, 30 neue Fälle von Obdachlosigkeit, obwohl es früher nur vier bis fünf gewesen seien.

Nach diesem Ausflug in die Ernsthaftigkeit durfte zum Abschluss dann noch ein wenig herumgealbert und über mögliche „Wölfi“-Wahlplakate debattiert werden (z.B. mit dem Slogan „Wölfi weiß was am Schlimmsten ist“). So kam ein für die Veranstalter erfolgreicher und für das Publikum unterhaltsamer Abend zum Abschluss, der in zwei Monaten hoffentlich eine ähnliche gute Ausgabe folgen wird.

Kevin Vitt

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