Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.582 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Aenne Biermann, Kristall, 1928-29, Silbergelatineabzug, 12 x 16,9 cm
Museum Folkwang, Essen

Einfache Dinge des Lebens

02. Mai 2020

Fotografin Aenne Biermann im Museum Folkwang Essen – Ruhrkunst 05/20

Die Gefahr, dass Aenne Biermann wieder aus dem Gedächtnis der Fotogeschichte vergessen werden könnte, besteht gottlob nicht. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis die zu Lebzeiten so gefragte Fotografin wieder aus der Versenkung hervorgeholt wurde. In der näheren Region war zuletzt eine konzentrierte Auswahl ihrer Bilder im Museum Ludwig in Köln zu sehen; nun bilden die Stiftung von Ann und Jürgen Wilde in der Münchner Pinakothek der Moderne und der Sammlungsbestand des Museum Folkwang den Anlass, das Werk ausgiebig vorzustellen. Beschränkte sich die Auswahl in Köln auf die Fotografien von Kindern, Strandszenen, Stillleben und einzelne Pflanzen, so kommen in Essen, begleitet von Dokumenten, die Kinderporträts, die Wissenschaftsfotografien und die urbanen Szenerien hinzu. Ausgestellt ist auch das berühmte Bild „Blick aus meinem Atelierfenster“, das die gegenüberliegende Hausfassade mit dem Raster des Fensters strukturiert. Mit diesem Bild, das 1929 mit einem Preis ausgezeichnet wurde, schließt Biermann an den konstruktiven Stil des Bauhauses an – und spätestens jetzt blickt man anders auf ihre Anordnungen im Bild, seien es ein Kristall, der sich durch das Bildformat schiebt, oder ein Messer inmitten einer aufgeschnittenen Kokosnuss. Die Ausschnitte sind eng, man spürt förmlich noch das Suchen der Fotografin, die intensive Annäherung an das, was da im Gegenüber ist und zu vibrieren scheint.

Aenne Biermann hat gar nicht am Bauhaus studiert. Geboren 1898 in Goch, war sie Autodidaktin mit der Fotokamera. Sie eignete sich das Fotografieren ab 1920 an, um das Aufwachsen ihrer beiden Kinder festzuhalten. Ab 1926 entstehen die Pflanzenaufnahmen, mit denen sie zu ersten Ausstellungen eingeladen wird, und bis zu ihrem Tod 1933 ist sie ein Shooting Star der deutschen Fotoszene. Dabei besitzen ihre Bilder eine große Schlichtheit. Ihre Aufnahmen bleiben aufmerksam, hingebungsvoll. Biermann zeige einen „unvertrauten Blick auf die vertrauten Dinge“, sagte der Direktor des Folkwang Museums, Peter Gorschlüter, bei der Ausstellungseröffnung, und die Kuratorin Simone Förster betonte, wie sehr sich die Bilder den Details zuwenden. Jede Aufnahme wird zu einem kleinen Wunder. Sehenswert!

Aenne Biermann – Vertrautheit mit den Dingen | bis 1.6., zu Redaktionsschluss geschlossen | Museum Folkwang in Essen | 0201 884 54 44

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Zukunft der Heimat
Ngoc Nau im Folkwang Museum Essen

Fotografien einer Gesellschaft
Robert Frank im Essener Museum Folkwang

Haare als Motiv der Kunst
„grow it, show it!“ im Museum Folkwang, Essen

Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24

Keine Illusionen
Wolf D. Harhammer im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 03/24

„Wir sind stolz darauf, diese Werke im Bestand zu haben“
Kuratorin Nadine Engel über die Ausstellung zu Willi Baumeister im Essener Museum Folkwang – Sammlung 02/24

Visionen von Gemeinschaft
„Wir ist Zukunft“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/24

Aufbruch und Experiment in Paris
Meisterwerke der Druckgraphik im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 10/23

Kompatibel mit Museum
Rafaël Rozendaals NFTs in Essen – Ruhrkunst 05/23

Schütten statt Pinseln
Helen Frankenthaler im Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/23

Sie macht ihre Reisen im Internet
Thomas Seelig über Daniela Comani im Museum Folkwang – Sammlung 01/23

Es zählt nur die Botschaft
We want you! im Museum Folkwang – Kunstwandel 07/22

RuhrKunst.

HINWEIS