Die bislang liebevoll CoCo genannte Cologne Conference wurde 1991 als „Fest für neue Film- und Fernsehsprache gegründet, so seinerzeit dessen Gründer Lutz Hachmeister. Der Medienforscher und damalige Leiter des Adolf-Grimme-Instituts wollte damit dem nationalen Fernsehpreis des Grimme-Instituts ein internationales Festival zur Seite stellen. Im letzten Jahr feierte man die 25. Ausgabe des Film- und Fernsehfestivals. Vom 7. bis zum 14. Oktober findet die 26. Ausgabe erstmals unter dem neuen Namen Film Festival Cologne statt.
Inhaltlich geändert hat sich indes nicht viel. Begründet wird die Neuerung nicht mit einer Neuausrichtung, sondern mit dem jahrelangen Missverständnis, das Festival sei ein reiner Branchentreff. Die Konferenz gibt es zwar immer noch, aber man will auch Publikumsfestival sein und hat das in den letzten Jahren mit einer Stärkung der Kinofilme im Programm betont. Mit Fernsehen habe das Festival damals als eine der ersten Veranstaltungen seiner Zeit angefangen, so Hachmeister auf der Pressekonferenz, wo er die Geschäftsführerin des Festival Martina Richter vertrat. Damit sei man zunächst kaum ernst genommen worden, doch das habe sich schnell geändert, und mit dem großen Run auf die Fernsehserien habe man nun auch eine ganz neue Zielgruppe ansprechen können.
Mit dem neuen Titel möchte man nicht nur mehr Aufmerksamkeit beim Publikum, sondern auch in der Kinobranche erreichen. Schließlich gibt es in diesem Jahr erstmals mehr Kino als Fernsehen unter den 70 Programmbeiträgen aus 20 Ländern zu begutachten. Das Festival gliedert sich in die Reihen „Top Ten“ mit den besten TV-Produktionen und der Reihe „Kino“ mit Filmen von u.a. Hirokazu Koreeda, Angela Schanelec oder Paul Verhoeven, Ira Sachs oder Werner Herzog. Die Reihe „Look“ präsentiert visuell außergewöhnliche und formalästhetisch grenzüberschreitende Beiträge von u.a. Xavier Dolan und Christopher Doyle, und „Made in NRW“ stellt Filme vor, die am hiesigen Standort erdacht, gedreht, produziert oder gefördert wurden. Daneben gibt es Specials und Showcases sowie Lectures im Kongressbereich des Festivals. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die Retrospektive zu Claire Denis mit einer kleinen Werkschau mit Klassikern wie „Beau Travail“ und „Nénette et Boni“. Claire Denis wird auf dem Festival mit dem Filmpreis Köln geehrt. Verbunden mit den Werkstattgesprächen werden weitere Werke und Künstler ausgezeichnet.
Mit dem neuen Namen wird übrigens auch ein Anspruch formuliert. Man möchte, so Hachmeister, „gegen die Selbstverzwergung“ vorgehen – schließlich sei man hier in der viertgrößten Stadt Deutschlands. In Köln seien bekanntlich statt eines großen viele kleine spezialisierte Festivals gewachsen. Das Thema eines großen Filmfestivals für Köln polarisiert, ist es doch immer wieder verbunden mit der Sorge, ein solches Festival ginge zu Lasten der kleineren. Programmleiter Johannes Hensen verwies vor der Presse auf die zahlreichen Kooperationen des Festivals mit den anderen Kölner Festivals und auf den Umstand, dass das man Wirtschaftsförderung erhalte, während sich die meisten anderen Festivals aus den Töpfen der Kulturförderung speisen. „Wenn kleineren Festivals deswegen Geld entzogen würde, wäre ich der erste, der dagegen protestiert“, ergänzte Hachmeister.
Film Festival Cologne | 7. - 14.10. | diverse Orte | filmfestival.cologne
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Eine Frage des Kontexts
Die Impulse-Veranstaltung „Zwei Minuten Stillstand“ sorgt für Aufregung – Theater in NRW 07/13
„Wir nehmen sehr ernst, was die deutschsprachigen Künstler angeht“
Die Impulse Theater-Biennale 2013 ist schon jetzt mehr als ein Festival – Premiere 05/13
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Filmgeschichten, die das Leben schreibt
Neue Dokumentarfilme aus einer verrückten Welt – Festival 01/24
Grenzen und Gewalt
31. Filmfestival blicke in Bochum – Festival 12/23
Humanoide Blumen
„Speaking Flowers“ beim Filmfestival blicke – Festival 12/23
Hattingen, Tian’anmen, Weltall
Weitblick-Preis für „Hochofen II“ beim Filmfestival blicke – Festival 12/23
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
Komplizinnenschaft
Das IFFF bietet einen Blick auf feministische Solidarität – Festival 04/23
„Man muss sich über alte Zöpfe Gedanken machen“
Clemens Richert zur 44. Auflage der Duisburger Akzente – Festival 03/23
„Die Sichtung ist das Highlight!“
Katharina Schröder zum 30. Jubiläum des blicke Filmfestivals – Festival 01/23
Mehr als Ruhrgebietsromantik
Filmfestival blicke: Jubiläumsauftakt im Bahnhof Langendreer – Festival 12/22
An die Arbeit
Filmfestival blicke: Sonntagsmatinee in Bochum – Festival 12/22
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
Soziale Beziehungen im Brennpunkt
Filmfestival blicke in Bochum – Festival 11/22
Feministische Gegennarrative
Das Internationale Frauen* Film Fest kehrt zurück ins Kino – Festival 03/22
Einzelkämpfer und Einhörner
„Futur 21“ startet mit Kurzfilmen zur Zukunft der Arbeit – Festival 03/22
Beim Filmemachen zugucken
Das 2. Japanese Film Festival – Festival 02/22
Vom Kleinen zum ganz Großen
„Stranger than Fiction“ traut sich was – Festival 02/22
Kampf um des Menschen Rechte
Das Unlimited Hope-Filmfestival in Bochum – Festival 01/22
„Einblick in unterschiedliche Welten“
Irmtrud Wojak und Jakob Gatzka über „Unlimited Hope“ – Festival 12/21
Wüstensand und Wolkenkratzer
Preisverleihung des blicke-Festivals im Bahnhof Langendreer – Festival 11/21
Festival der grenzenlosen Hoffnung
Unlimited Hope, neues Filmfestival in Bochum – Festival 12/21