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Martin Freeman wurde als Hobbit mit 48 Bildern pro Sekunde gefilmt
Foto: Presse

Noch schärfer

20. Dezember 2012

„Der Hobbit“ beschleunigt die Markteinführung der Higher Frame Rate – Filmwirtschaft 01/13

Ob das Kino in Frankreich (Brüder Lumière) oder in Deutschland (Brüder Skladanowsky) erfunden wurde, wird von den beiden entsprechenden Nationen sicherlich unterschiedlich interpretiert; klar ist jedoch, dass die Erfindung nicht in Amerika stattfand. Dennoch haben sich die Technik und die dazugehörige Sprache vor allem in den USA entwickelt. Die Anzahl der Bilder, die pro Sekunde projiziert werden, wird deshalb auch mit FPS (Frames per second) abgekürzt und lag zu Beginn der Stummfilmzeit bei 16 Bildern, die das menschliche Auge dann nicht mehr als Einzelbild, sondern als Bewegung wahrnahm. Es folgten 18, später 22, und mit Beginn des Tonfilms waren es dann 24 Bilder, ein Standard, der jahrzehntelang auf allen Projektoren dieser Erde gleich war. Damit konnten sich bewegende Motive bei ruhiger Kamera exzellent abgebildet werden, aber bei einer schwenkenden Kamera waren selbst unbewegliche Szenerien nicht mehr scharf zu erkennen. Diese Effekte, Bewegungsunschärfe genannt, mussten bislang hingenommen werden.

Denn eine schnellere Bildabfolge erhöht nicht nur dramatisch den Verbrauch von Filmmaterial sowohl bei der Aufnahme als beim Abspiel. Auch die mechanischen Geräte hätten höhere Frequenzen kaum bewerkstelligen können, ganz abgesehen von der doppelt so langen und schweren Filmrolle. Denn der klassische Filmprojektor hält jedes der 24 Bilder für Sekundenbruchteile fest, bevor er zum nächsten Bild transportiert.

Erst mit der Digitalisierung fiel der mechanische Teil weg und einer Erhöhung der Bildfrequenz stand nichts mehr im Wege. Die ersten Tests mit der auf 48 Bilder pro Sekunde erhöhten Bildfrequenz (Higher Frame Rate, kurz HFR, was übersetzt so viel wie „höhere Bildwiederholrate“ heißt) wurden bereits vor einigen Jahren vorgenommen, seit Sommer 2012 wird darüber in der Kinobranche ernsthaft gesprochen. Auslöser dafür war die Ankündigung von Peter Jackson, seinen Film „Der Hobbit“ in ebendieser Technik zu produzieren und auch in die Kinos zu bringen. So wie „Avatar“ die Killerapplikation zur Einführung der Digitalisierung war, wird nun „Der Hobbit“ die Markteinführung von HFR beschleunigen. Denn natürlich reicht es nicht, lediglich einen Hebel umzulegen – hier sind entweder neue Server (wenn die Geräte bis einschließlich 2009 angeschafft wurden) oder aber Updates erforderlich, die natürlich erneut Investitionen im Kino erfordern.

Die Befürworter der neuen Technologie beschwören ein völlig neues visuelles Erlebnis auf der Leinwand, dem jedes Ruckeln und jede Bewegungsunschärfe fern ist. Besonders bei 3D-Filmen wirke sich diese Technik vorteilhaft aus. Ob sie sich aber bei allen Filmen durchsetzen wird, dürfte noch offen sein, denn mit Ausnahme der Fortsetzungen von „Avatar“, „Der Hobbit“ und „Krieg der Sterne“ halten sich auch noch die Studios zurück.

Neben den einmaligen Kosten der Umstellung in den Kinos ist ein erheblicher Zuwachs an Speicherkapazitäten erforderlich, da jeder Film künftig doppelt so groß wird. Und auch 48 Bilder sollen noch nicht das Ende sein, bereits heute laufen die Tests mit 60 und 72 Bildern, die dann noch schärfere Bilder bieten sollen. Und die Ingenieure in Hollywood sprechen gar von über 100 Bildern, damit das Leben auf der Leinwand – insbesondere in 3D – keinen Unterschied zur Realität mehr bildet. Wir werden sehen!

Kim Ludolf Koch

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