Als während der 60er- und 1970er-Jahre in New York die latein- und afroamerikanische mit der queeren Bewegung zusammenkam, entstand eine neue Subkultur, die Tanz, Drag und Mode in Wettkämpfen feierte: die Ball Culture oder auch Ballroom-Szene. Zum ihrem gesellschaftlichen Hintergrund gehören die politischen Umwälzungen durch die Bürgerrechtsbewegung sowie die Stonewall-Aufstände von LGBT+-Menschen. In den eng vernetzen Gemeinschaften der Ballroom-Szene verwirklichten Anhänger beider Bewegungen ihre Anliegen: Sie nutzen sie als Safe-Space, als Ersatzfamilie (die sogenannten „Houses“) oder als Bühne. Mit dem Vogue oder Voguing prägte die Ballroom-Szene in Folge die Popkultur. Mittlerweile ist der – später nach der Modezeitschrift Vogue benannte – Tanzstil im Mainstream angekommen, davon zeugen z.B. Madonnas Musikvideo „Vogue“ oder der Netflix-Serienhit „Pose“.
Ikonen aus der Szene
Ende August befasst sich die diesjährige Ruhrtriennale an einem Abend in der Bochumer Jahrhunderthalle mit der Ballroom-Szene. Die von Tänzerin und Choreografin Georgina Philp kuratierte, vierstündige Produktion „Pump Into The Future Ball“ ist nicht nur eine Erinnerung an den gegenkulturellen Geist aus den Anfängen der Bewegung, sondern zeigt auch deren Gegenwart. Philp selbst war es, die nach einer zeitgenössischen Tanzausbildung an der Fontys Dance Academy in Tilburg den Begriff und die Bewegungen des Voguings als erste deutsche Tänzerin in der hiesigen Kultur- und Medienlandschaft verbreitete. In der heutigen Ballroom-Szene ist sie noch unter einem anderen Namen bekannt: als Legendary Trailblazer European Mother Leo St. Laurent. Neben Coachings und Gastdozenturen gründete sie 2012 The House of Melody, ein Kollektiv, das die Ballroom-Kultur einem deutschen Publikum näherbrachte. Das gilt nun auch für ihre Produktion bei der Ruhrtriennale, bei der Ikonen aus der Szene auf dem Laufsteg vor einer internationalen Jury und in verschiedenen Kategorien in einem Wettbewerb gegeneinander antreten.
Pump Into The Future Ball | Sa. 31.8. 20 Uhr | Jahrhunderthalle Bochum | 0234 369 31 00
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Plötzlich und heftig
Das Land NRW kappt Säulen der Tanzförderung – Tanz in NRW 04/25
Baum der Heilung
„Umuko“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 03/25
Reagieren auf den Klimawandel
Tanz-Projekt im Essener Museum Folkwang
Tanz der Generationen
„Kaleidoskop des Lebens“ von Choreografin Suheyla Ferwer – Tanz in NRW 03/25
Überraschungen vorprogrammiert
Das Urbäng Festival 2025 in Köln – Tanz in NRW 02/25
Wenn KI choreografiert
„Human in the loop“ am Düsseldorfer Tanzhaus NRW – Tanz an der Ruhr 01/25
Tanzen, auch mit Prothese
Inklusive Tanzausbildung von Gerda König und Gitta Roser – Tanz in NRW 01/25
Die Erfolgsgarantin
Hanna Koller kuratiert die Tanzgastspiele für Oper und Schauspiel – Tanz in NRW 12/24
Die Grenzen der Bewegung
„Danses Vagabondes“ von Louise Lecavalier in Düsseldorf – Tanz an der Ruhr 12/24
Krieg und Identität
„Kim“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 11/24
Im Kreisrund sind alle gleich
4. Ausgabe des Festivals Zeit für Zirkus – Tanz in NRW 11/24
Liebe ist immer für alle da
„Same Love“ am Theater Gütersloh – Prolog 11/24
„Kunst hat keine Farbe, Kunst ist Kunst“
Isabelle und Fabrice Tenembot vom Verein Afrikultur über das 4. Mboa-Festival in Dortmund – Interview 04/25
„Der Text hat viel mit heute zu tun“
Regisseurin Felicitas Brucker über „Trommeln in der Nacht“ am Bochumer Schauspielhaus – Premiere 04/25
Das gefährliche Leben von Kindern
„Blindekuh mit dem Tod“ am Jungen Schauspiel in Düsseldorf – Prolog 03/25
Tanzen bis zum Umfallen
46. Duisburger Akzente – Festival 03/25
Kabarett, Cochem-Style
„Zu viele Emotionen“ von Anna Piechotta in Bottrop – Bühne 03/25
Gewinnen um jeden Preis?
„Alle spielen“ im Studio des Dortmunder Theaters – Prolog 03/25
„Ich liebe die Deutungsoffenheit“
Regisseur Roland Schwab über „Parsifal“ am Essener Aalto-Theater – Interview 03/25
„Die Kraft des Buchs besteht in der Aufarbeitung“
Bettina Engelhardt inszeniert Bettina Flitners Roman „Meine Schwester“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 03/25
Was wirklich in den Sternen steht
„Liv Strömquists Astrologie“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 02/25
Tanzende Seelen
„Dips“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 02/25
„Eine Frau, die förmlich im Leid implodiert“
Regisseurin Elisabeth Stöppler über „Lady Macbeth von Mzensk“ in Düsseldorf – Interview 02/25
Nichts für Konfirmand:innen?
„Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ in Bochum – Prolog 02/25