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Einfach unbeschwert Kind sein
Foto: Irma Flesch

Schutzengel

28. Februar 2013

Von grapschenden Religionslehrern und Katholischen Krankenhäusern – Thema 03/13 Schutzbefohlen

Glauben Sie an Schutzengel? Ich im Prinzip schon. Schutzengel passen auf, dass man sich nicht den Hals, sondern nur das Bein bricht, wenn man die Treppe runterstürzt, oder bringen einen dazu, mit ner Magendarmgrippe im Bett zu bleiben, anstatt bei Blitzeis auf den Straßen unterwegs zu sein. Als katholisch erzogenes Kind wusste ich immer um die Wichtigkeit des Schutzengels.

Immerhin hatte ich immer ne Zwei in Religion
Als ich später auf einem katholischen Mädchenlyzeum von unserem Religionslehrer, einem katholischen Geistlichen, zum ersten Mal begrapscht wurde, da hatte mein Schutzengel wohl gerade Pause. Oder er hat mit dem Schutzengel meines Religionslehrers gestritten, was wichtiger ist: dass der Lehrer davor beschützt wird, von der Schule zu fliegen, oder meine gerade erst knospenden Brüste vor den flinken Fingern des Lehrers zu schützen. Mein Schutzengel hat verloren. Aber immerhin hatte ich immer ne Zwei in Religion. Mein Schutzengel hatte noch etliche andere Anlässe, immer mal wieder ein Auge – oder beide – zuzudrücken.

Je kleiner die Flügel meines Schutzengels wurden, desto größer wurden meine Hände. Irgendwann habe ich dann meinen Schutzengel entlastet und Ohrfeigen verteilt, wenn ich sexuell belästigt wurde. Hat keinen Spaß gemacht. Hat aber geholfen. Oft – nicht immer. Manchmal musste ich mich danach dann beschimpfen lassen. Als frigide Zicke oder dämliche Emanze. Als frigide Zicke und dämliche Emanze bin ich dann in die Welt gestartet und habe mich weiter eifrig bemüht, meinen Schutzengel zu entlasten und auf mich selbst aufzupassen. Ich habe gelernt, nicht zu trampen, nachts nicht mit kurzen Röcken durch die Stadt zu spazieren, habe gelernt, dass man mit Sportschuhen schneller weglaufen kann als mit Pumps, und wäre ich Journalistin geworden, hätte ich sicherlich auch gelernt, dass man beim Interviewen bestimmter Machtböcke besser die Brüste zu Hause lässt. Aber dass ich jetzt als Frau auch noch lernen muss, mir im Falle einer Vergewaltigung meinen Standort gründlich auszusuchen, das finde ich schon sehr anspruchsvoll, sorry, lieber Schutzengel! Wenn du also mal wieder gepennt hast und es zu einer Vergewaltigung kommen sollte, so sollte ich mich als vom Schutzengel im Stich gelassenes Vergewaltigungsopfer auf keinen Fall in der Nähe eines Katholischen Krankenhauses vergewaltigen lassen.

Außer ich lasse mich von einem katholischen Geistlichen vergewaltigen. Der könnte mir ja beim Akt gleichzeitig die Beichte abnehmen, und ich könnte im Vorfeld schon mal das Einnehmen der „Pille danach“ beichten. Wenn er mir dann eine Bescheinigung mit auf den Weg gäbe, dass die Sünde schon gebüßt ist, dann könnte auch ein Katholisches Krankenhaus ... äh, Entschuldigung, dies sollte ja eigentlich ne Kolumne werden ... ist nicht richtig lustig, finden Sie? Kein Wunder. Was haben Sie denn von einer frigiden Zicke erwartet.

LIOBA ALBUS

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