Das ganze Spektrum zu einem Thema: Das Museum Folkwang zeigt einen guten Überblick zur Malerei der österreichischen Künstlerin Maria Lassnig (1919-2014), flankiert von ihren Trickfilmen. Dabei klärt sich vieles, was im Einzelbild wahrscheinlich unverständlich bleibt. Auf den wichtigen Themenausstellungen – sei es die documenta in Kassel oder „Ich ist etwas Anderes“ in Düsseldorf – war Maria Lassnig zugegen, bei ihren Einzelausstellungen sowieso, und für Fragen ansprechbar. Mit ihren Bildern aber ist sie bis heute Einzelgängerin. Das liegt am Sujet. Sie malte Selbstporträts mit teils verzerrtem, teils abstrahiertem Gesicht in mitunter aggressiven Handlungen. Die Essener Ausstellung, die im Rahmen einer Tournee durch fünf europäische Museen stattfindet, arbeitet nun die stilistische Chronologie heraus. Sie positioniert die „Körpergehäuse“ der 1950er Jahre, die mit langgezogenen Strichen und Schichtungen einen höhlenartigen Innenraum zeigen und führt über die bildfüllenden Schematisierungen von Kücheninventar zum Realismus, den Lassnig während ihrer Zeit in New York (1968-1980) entwickelt hat. Darauf folgen die Reduktionen und sodann die expressiv skizzierte Figürlichkeit in hellen, giftigen Farben im Spätwerk, in dem sich Lassnig schonungslos der Betrachtung ausgeliefert hat. Es geht ihr um das Gefühl für den eigenen Körper, um die Schilderung einer membranhaften Durchlässigkeit der Emotionen, die sich auf die physische Befindlichkeit auswirkt.
Maria Lassnig hat – von Nebengleisen abgesehen – ihr Leben lang stur daran gearbeitet. Ausgehend von der Künstlerszene in Wien mit Arnulf Rainer, der Galerie Nächst St. Stephan und der Wiener Gruppe erhält sie punktuell internationale Aufmerksamkeit. 1980 wird sie als erste Frau im deutschsprachigen Raum Professorin an einer Kunstakademie. 1982 und 1997 ist sie zur documenta nach Kassel eingeladen und 2013 wird sie für ihr Lebenswerk mit dem Goldenen Löwen der Biennale Venedig ausgezeichnet. Also daran, dass sie eine großartige Künstlerin ist, bestand nie Zweifel. Jetzt kann man das nach langer Zeit wieder überprüfen.
„Maria Lassnig“ | bis 21.5. | Museum Folkwang | 0201 884 54 44
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