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Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp
Foto: Daniel Sadrowski

Sie bleibt

29. November 2018

Stefanie Carp wird Vertrag als Chefin der Ruhrtriennale erfüllen – Theater in NRW 12/18

Der große Knall blieb aus. In einer vorgezogenen Sitzung des Aufsichtsrats der Ruhrtriennale wurde beschlossen, dass Stefanie Carp als Leiterin der Ruhrtriennale weiter im Amt bleibt. Allerdings wird ihr Jürgen Reitzler als Geschäftsführer mit Prokura zur Seite gestellt. Der Aufsichtsrat sprach zugleich die Erwartung aus, dass Carp den Landtagsbeschluss zur Distanzierung von der antisemitischen BDS-Bewegung berücksichtigt.

Damit reagierte der Aufsichtsrat gleich auf eine doppelte Kritik an der Festivalchefin. Da war zum einen das Gezerre um die Einladung der israelkritischen Band Young Fathers, die von ihrem Engagement für die BDS-Bewegung kein Hehl macht. Zum anderen häufte sich die Kritik an Carps Festivalorganisation. Es ist ein offenes Geheimnis, dass mehrere Mitarbeiter zum Teil noch vor Beginn des Festivalbeginns das Weite gesucht haben. Die Zeitung „Die Welt“ zitierte aus einem Brief des Betriebsrates der Kultur Ruhr GmbH, die die Ruhrtriennale organisiert. Dort war von „mangelnder Führungsqualitäten und Kommunikation“ die Rede. Der neue Geschäftsführer Jürgen Reitzler hat als künstlerischer Betriebsdirektor am Berliner Ensemble reichlich Erfahrung in der Organisation von Betriebsabläufen gesammelt.

Dass bei der Aufsichtsratssitzung außerdem bereits das Procedere für die Nachfolgerin Carps  benannt wurde, ist weniger als Miss-, denn als Vertrauensbeweis zu betrachten. Carp wird, so sieht es derzeit aus, ihren bis 2020 laufenden Vertrag als Intendantin erfüllen. Trotz der politischen Querelen hat die Ruhrtriennale mit 27.000 Karten, die einer Platzausnutzung von rund 80 Prozent entsprechen, ein gutes Ergebnis erzielt. Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat die Kritik an Carp zwar nicht unterbunden, aber die Verantwortung, die ihr Ministerpräsident Armin Laschet in der Causa übergab, abwägend genutzt. Dem Druck aus der FDP und der CDU gab die Kulturministerin nicht nach, sondern lenkte den Ruf nach einem Scherbengericht in kritisch-konstruktive Bahnen. Die nächste Ausgabe, die sich dem kritischen Blick der Europäer auf sich selbst widmet, dürfte auch weniger Potential zu skandalumwitterten Einladungen bieten.

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

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