Am Anfang steht die Recherche. Peggy Buth transformiert ihre Forschungen und ihre unmittelbaren Erfahrungen in eine visuelle Sprache. Die wichtigsten Medien der 1971 in Berlin geborenen und dort auch lebenden Künstlerin sind die – eigene und vorgefundene – Fotografie sowie verschiedene Formate des animierten oder selbst gedrehten Filmes, auch der filmischen Montage. Diese präsentiert sie in installativ arrangierten Displays. Im Museum Folkwang in Essen hat sie noch Gegenstände von „Originalschauplätzen“ als raumbezogene Objekte hinzugefügt. Mit ihren projektbezogenen Werken ist Peggy Buth richtig gut im Geschäft; das Museum Folkwang stellt nun drei davon vor.
Im Mittelpunkt stehen immer Orte, an denen Utopien der Integration der Vororte in lebenswerte städtebauliche Konzepte und des Zusammenlebens der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten gescheitert sind. Dazu konfrontiert sie die Animation einer schönen neuen Immobilienwelt in Pariser Randbezirken mit Videomaterial, das den Abriss von Sozialwohnungen zeigt. Im Kapitel zum US-Bundesstaat Missouri wendet sich Buth besonders der Diskriminierung der Schwarzen am Beispiel des einstigen Vorzeigeprojektes am Martin Luther King Boulevard in St. Louis zu und zeigt, wie es heute dort aussieht.
Ihre Strategie des Assoziativen, das immer weitere Kreise zieht und Stimmungen zwischen Euphorie, Sentimentalität und Wut einfängt, kennzeichnet nun auch die neue Arbeit. Sie blickt vor allem auf die Viertel im Essener Norden. Sie zeigt, wie sich reiche Anwesen nach außen abschotten. Dazu geht Peggy Buth weit in die Historie der Arbeiterklasse zurück. Über den 1. Mai in der Weimarer Republik und die Geschichte der Firma Krupp im Zweiten Weltkrieg reicht der Bogen ihres Filmes in die Gegenwart. Entstanden ist ein ausschweifender Bildessay, der leider nicht auf den Punkt kommt und auch nie die Bildgewalt der beiden vorangehenden Projekte erreicht. Zu viel gewollt, zu wenig strukturiert, ist diese Arbeit in ihrer soziologischen und gesellschaftlichen Brisanz trotzdem einer der derzeit wichtigen künstlerischen Beiträge in der Region.
„Peggy Buth. Vom Nutzen der Angst“ | bis 3.9. | Museum Folkwang Essen | www.museum-folkwang.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Reagieren auf den Klimawandel
Tanz-Projekt im Essener Museum Folkwang
Auf Augenhöhe
Deffarge & Troeller im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/25
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24
Keine Illusionen
Wolf D. Harhammer im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 03/24
„Wir sind stolz darauf, diese Werke im Bestand zu haben“
Kuratorin Nadine Engel über die Ausstellung zu Willi Baumeister im Essener Museum Folkwang – Sammlung 02/24
Visionen von Gemeinschaft
„Wir ist Zukunft“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/24
Aufbruch und Experiment in Paris
Meisterwerke der Druckgraphik im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 10/23
Kompatibel mit Museum
Rafaël Rozendaals NFTs in Essen – Ruhrkunst 05/23
Schütten statt Pinseln
Helen Frankenthaler im Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/23
Sie macht ihre Reisen im Internet
Thomas Seelig über Daniela Comani im Museum Folkwang – Sammlung 01/23
Es zählt nur die Botschaft
We want you! im Museum Folkwang – Kunstwandel 07/22
„Zugespitzt auf das eigene Haus und seine Geschichte“
Tobias Burg und Rebecca Herlemann über die Ausstellung „Expressionisten am Folkwang“ – Sammlung 07/22
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
Runter von der Straße
Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24
Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24