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Bühnenbildentwurf, Schlussszene aus Othello von Shakespeare, Staatstheater, Berlin 1921, © Sammlung Steffan / Pabst
Leihgeber/Foto: Theatermuseum, Wien

Universalkünstler, wiederentdeckt

05. April 2019

Emil Pirchan in Essen – Ruhrkunst 04/19

Mal ehrlich: Wer kennt Emil Pirchan? Theaterhistoriker vielleicht, denn der Österreicher (1884–1957) war seinerzeit ein bekannter Bühnenbildner. Eventuell auch Fans historischer Plakate, denn als Grafiker und Plakatschulengründer in München war Pirchan in den 1910er Jahren wegweisend. Daher plante René Gronert vom Deutschen Plakat Museum im Museum Folkwang ursprünglich eine eher übersichtliche Hommage an den brillanten Plakatgestalter. Pirchans klare, konzentrierte Entwürfe mit scherenschnitthaften Formen und flächiger Koloration werfen im Sekundenbruchteil die zentrale Botschaft ins Auge des Betrachters.

Doch ein glücklicher Dachbodenfund machte die Ausstellung nun zu einem Riesending: Pirchans Enkel entdeckte im Elternhaus den vergessenen Nachlass des Großvaters: Kisten voller gut archivierter Skizzen, Entwürfe, Modelle und Werke in unerwarteter Vielfalt und Qualität. Dies breitet das Folkwang Museum nun erstmals vor uns aus: Acht Räume, sieben Künste.

Die von Typograf Pirchan entwickelte Wandschrift benennt seine jeweilige Funktion. Als Illustrator fremder und eigener Publikationen (u. a. schöne Ausmalbücher für Kinder). Als Designer farbenfroher Tapeten und Stoffe, von Schmuck und Brettspielen (von Blumenbank bis Notenpult, von Vorskizze bis zum fertigen Objekt in Original oder Nachbau). Als Autor u. a. von Gedichten oder einer Gustav-Klimt-Biografie; sein Roman „Der zeugende Tod“ wurde sogar verfilmt. Als Innenarchitekt und Möbelgestalter. Auch im Bereich Architektur, seinem einstigen Studienfach, betätigte er sich, doch nicht so nachhaltig und erfolgreich wie als Bühnenbildner. Der zentrale Ausstellungsraum zeigt die expressiven Entwürfe für Kulissen und Ausstattung neben den Aufführungsfotos. Den Rundgang beschließen Gebrauchsgrafiken aller Größenordnung: Logos, Geschäftspapier und darunter auch Prichans markante Plakate, die in jeden einzelnen Themenraum integriert wurden. Sie, der eigentliche Ausstellungsanlass, gehen in der imponierenden Werkfülle fast unter. Absolut sehenswert! Und echt verblüffend, dass immer noch lohnende Wiederentdeckungen möglich sind.

Emil Pirchan. Plakat – Bühne – Objekt | bis 5.5. | Museum Folkwang | 0201 884 50 00

Claudia Heinrich

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