Aufwendige Renovierungsarbeiten waren notwendig, um das alte Bahnhofsgebäude bis zur Eröffnung des heutigen Kulturzentrums im Dezember 1986 wieder intakt zu kriegen. Dabei wollte die Deutsche Bahn die marode Immobilie eigentlich abreißen. Doch eine Gruppe von Bochumer Aktivist:innen engagierte sich seit 1981 für ein autonomes Zentrum in der Ruhrgebietsstadt. Nachdem eine Besetzung einer alten Fabrikhalle an der Hermannshöhe von der Polizei geräumt wurde, kristallisierte sich in den Gesprächen mit der Stadt Bochum schließlich der Bahnhof Langendreer als Ort heraus. So fing alles an.
Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte, die anlässlich des mittlerweile 36-jährigen Bestehens des Kulturzentrums gefeiert wird. Was eigentlich für den letzten Sommer geplant war, wurde wegen der Pandemie auf dieses Jahr verschoben. Unter dem Motto „35 Jahre +1“ wurde ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, welches die unterschiedlichen Bereiche des Bahnhofs Langendreer abdeckt.
So treten zum Abschluss der Jubiläumssause in der Konzerthalle Il Civetto auf, eine Popband, die im Jahr 2010 zunächst mit Jamsessions in Berliner U-Bahnen begann. Seitdem spielte die fünfköpfige Formation bereits auf 400 Konzerten, unter anderem beim MS Dockville, dem Fusion Festival oder bei den Anti-G20 Protesten in Hamburg. Ihren urbanen Straßenmusikcharme, der Einflüsse wie etwa Balkan-Beats oder Gypsy-Swing aufgreift, zelebrieren sie nun auch in Bochum.
Doch es lohnt sich auch vor diesem Konzertabschluss am Wallbaumweg 108 vorbeizuschauen. Zu den Programmpunkten zählen die Ausstellung „Transferring LGBTQI+ Stories. 16 Shared Impressions of Kharkiv, Kyiv and other cities“, die anhand von Fotos die Situation der queeren Community in der Ukraine vermittelt. Das endstation.kino lädt dagegen ein zu einem Kurzfilmprogramm unter dem Titel „Stillstand und Bewegung“.
Hinzu kommt eine geführte Audioreise durch 150 Jahre Bahnhofsgeschichte(n). Denn die beschienten Verkehrsknoten sind zugleich Treff- und Begegnungsorte, wo sich täglich die Wege von tausenden Reisenden kreuzen. Und das ist dieser Bahnhof in Langendreer auch geblieben, dank der Etablierung als Kulturzentrum. Auf die nächsten 35 Jahre!
Bahnhof Langendreer 35 Jahre +1 | Sa 9.7. 15 Uhr | Bahnhof Langendreer | 0234 687 16 10
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Zeit läuft
Katie Freudenschuss im Bochumer Bahnhof Langendreer
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Bochum und Köln – Musik 07/24
Unterschiedliche Erzählungen
Vortrag zur Geschichte des Nahostkonflikts in Bochum – Spezial 03/24
Geschichte der Ausbeutung
„Wie Europa Afrika unterentwickelte“ im Bochumer Bahnhof Langendreer – Spezial 02/24
Musik mit Sogwirkung
Derya Yıldırım und Grup Şimşek in Bochum – Musik 12/23
Dokumentation rechten Terrors
„Der Halle-Prozess“ in Bochum – Spezial 03/23
Belletristik für Bestandskunden
Heinz Strunk in Bochum – Literatur 04/22
Alle Macht den Care- und Energieräten
Gabriele Winker in Bochum – Literatur 04/22
Berufung auf Umwegen
Nikita Miller zu Gast in Langendreer
Bühne frei
Poetry und Open Mic Bühne mit Ajayini Sathyan
Alles auf Prüfstand
Politisches Kabarett mit Jean-Philippe Kindler
Reden über Belarus
Vortragsabend im Bahnhof Langendreer
„Eine Frau, die förmlich im Leid implodiert“
Regisseurin Elisabeth Stöppler über „Lady Macbeth von Mzensk“ in Düsseldorf – Interview 02/25
„Die perfekte Festung ist das perfekte Gefängnis“
Ulrich Greb inszeniert Franz Kafkas „Der Bau“ am Schlosstheater Moers – Premiere 02/25
Nichts für Konfirmand:innen?
„Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ in Bochum – Prolog 02/25
Zwischen Realität und Irrsinn
„Kein Plan (Kafkas Handy)“ am Mülheimer Theater an der Ruhr – Prolog 01/25
Wenn Hören zur Qual wird
„The Listeners“ in Essen – Prolog 01/25
Licht in der Finsternis
„Brems:::Kraft“ in Köln und Mülheim a.d. Ruhr – Theater Ruhr 01/25
Wenn KI choreografiert
„Human in the loop“ am Düsseldorfer Tanzhaus NRW – Tanz an der Ruhr 01/25
„Ich war begeistert von ihren Klangwelten“
Regisseurin Anna-Sophie Mahler über Missy Mazzolis „The Listeners“ in Essen – Premiere 01/25
Wenn die Worte fehlen
„Null Zucker“ am Theater Dortmund – Prolog 01/25
Ein zeitloser Albtraum
Franz Kafkas „Der Prozess“ im Bochumer Prinz Regent Theater – Prolog 12/24
„Vergangenheit in die Zukunft übertragen“
Regisseur Benjamin Abel Meirhaeghe über „Give up die alten Geister“ in Bochum – Premiere 12/24
Die Grenzen der Bewegung
„Danses Vagabondes“ von Louise Lecavalier in Düsseldorf – Tanz an der Ruhr 12/24
Stimme gegen das Patriarchat
„Tabak“ am Essener Grillo-Theater – Prolog 11/24