Der 7. Oktober 2023 markiert den Beginn eines neuen Kriegs in Israel und Gaza. An diesem Tag überwanden Mitglieder der radikalislamischen Terrororganisation Hamas die Grenze zu Israel, töteten 1.200 Menschen und verschleppten 250 Geiseln. Nach anfänglicher Solidarität mit Israel ist die Stimmung in Teilen der Gesellschaft und der Politik gekippt. Israel, so der Vorwurf, würde im Krieg gegen die Hamas zu wenig für den Schutz der Zivilbevölkerung tun. Mehr als 30.000 Palästinenser kamen nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums seit dem 7. Oktober ums Leben, darunter viele Frauen und Kinder. Außerdem ist die humanitäre Katastrophe keineswegs gebannt: Eine halbe Millionen Menschen ist in Gaza laut der UN vom Hungertod bedroht.
Das ungeheure Leid auf beiden Seiten sorgt dabei oftmals für schwerwiegende Anschuldigungen, historisch unpassende Vergleiche und Verallgemeinerungen. Das Grundlagenseminar „Der israelisch-palästinensische Konflikt“ versucht deshalb, für die Geschichte des Nahen Ostens und die unterschiedlichen Erzählungen darüber zu sensibilisieren. Schließlich führen Äußerungen zur Kriegsführung Israels und zur Lage in Gaza immer wieder zu Eklats: Greta Thunberg, die in Deutschland lange als Heldin des Klimaaktivismus gefeiert wurde, sorgte mit einseitigen pro-palästinensischen Auftritten für Unmut, der Präsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster forderte sogar eine Namensänderung der deutschen Fridays for Future-Bewegung. Jüngst kam es auch auf der Berlinale zum Skandal: Filmschaffende solidarisierten sich mit den Zivilisten in Gaza und verwendeten dabei Begriffe wie Apartheid und Genozid, ohne auf den Terror der Hamas einzugehen. Auf der anderen Seite wird auch Kritik an der leichtfertigen Äußerung des Antisemitismus-Vorwurfs laut. So warnte etwa der auf der Berlinale ausgezeichnete Regisseur Yuval Abraham vor einer Instrumentalisierung des Begriffs.
Wie können die Debatten über den Nahostkrieg wieder mit Empathie angereichert werden? Der Politik- und Geschichtswissenschaftler Christoph Dinkelaker befasst sich in seinem Grundlagenseminar am Bahnhof Langendreer in drei Schritten mit dem Konflikt: Zunächst stellt er den historischen Kontext anhand von Karten und Dokumenten dar. Hierbei erläutert er auch die Erzählungen historischer Schlüsselereignisse, wie die Gegenüberstellung des Jahres 1948 als Jahr der Unabhängigkeit einerseits und der „Nakba“ andererseits. Im zweiten Teil spricht er über die gegenwärtigen Lebensrealitäten im Nahen Osten, wobei er sowohl Möglichkeiten der Konfliktbearbeitung als auch Kontroversen wie die BDS-Bewegung behandelt. Abschließend folgt eine persönliche Reflexion des Kriegs: In welcher Form begegnet er uns in Alltag und Berufsleben – und wie können wir damit umgehen?
Der israelisch-palästinensische Konflikt | Fr 12.4. 14 Uhr | Bahnhof Langendreer, Bochum | www.bahnhof-langendreer.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Bochum und Köln – Musik 07/24
Geschichte der Ausbeutung
„Wie Europa Afrika unterentwickelte“ im Bochumer Bahnhof Langendreer – Spezial 02/24
Musik mit Sogwirkung
Derya Yıldırım und Grup Şimşek in Bochum – Musik 12/23
Dokumentation rechten Terrors
„Der Halle-Prozess“ in Bochum – Spezial 03/23
Knotenpunkt der Kultur
Bahnhof Langendreer feiert 36-jähriges Jubiläum – Prolog 07/22
Belletristik für Bestandskunden
Heinz Strunk in Bochum – Literatur 04/22
Alle Macht den Care- und Energieräten
Gabriele Winker in Bochum – Literatur 04/22
Berufung auf Umwegen
Nikita Miller zu Gast in Langendreer
Bühne frei
Poetry und Open Mic Bühne mit Ajayini Sathyan
Reden über Belarus
Vortragsabend im Bahnhof Langendreer
Alles auf Prüfstand
Politisches Kabarett mit Jean-Philippe Kindler
Zoten zum Verzweifeln
Kabarettisten klären auf über die Weltpolitik – Komikzentrum 04/20
Ehrung für ein Ruhrgebiets-Quartett
Verleihung des Brost-Ruhr-Preises 2024 in Bochum – Spezial 11/24
Klimaschutz = Menschenschutz
„Menschenrechte in der Klimakrise“ in Bochum – Spezial 11/24
Digitalisierung 2.0
Vortrag über KI in der VHS Essen – Spezial 10/24
Minimal bis crossmedial
Rekorde und Trends auf der Spiel Essen – Spezial 10/24
KI, eine monströse Muse
12. Kulturkonferenz Ruhr in Essen – Spezial 09/24
Wurzeln des Rechtsextremismus
Online-Vortrag „Ist die extreme Rechte noch zu stoppen?“ – Spezial 09/24
Wem gehört die Ökosphäre?
Seminar „Die Rechte der Natur“ in der VHS Dortmund – Spezial 05/24
Stimmen der Betroffenen
Vortrag über Israel und Nahost in Bochum – Spezial 04/24
Außerhalb der Volksgemeinschaft
Vortrag über die Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Zeit in Dortmund – Spezial 04/24
„Ruhrgebietsstory, die nicht von Zechen handelt“
Lisa Roy über ihren Debütroman und das soziale Gefälle in der Region – Über Tage 04/24
„Was im Ruhrgebiet passiert, steht im globalen Zusammenhang“
Die Dokumentarfilmer Ulrike Franke und Michael Loeken über den Strukturwandel – Über Tage 03/24
„Einer muss ja in Oberhausen das Licht ausmachen“
Fußballfunktionär Hajo Sommers über Missstände im Ruhrgebiet – Über Tage 02/24