Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

„Die Ermittlung“ von Peter Weiss

Dokumentation rechten Terrors

16. März 2023

„Der Halle-Prozess“ in Bochum – Spezial 03/23

Die Aufführung von Peter Weiss „Die Ermittlung“ in der Kaue Gelsenkirchen war 1995 die Geburtsstunde des freien Theaters Gegendruck mit Sitz in Oberhausen. Probierte sich das Team um den Regisseur Johannes Thorbecke in den 1980er-Jahren zunächst als Song- und Straßentheatergruppe, so wagten sich die Gegendruck-Akteure damit schließlich an einen Klassiker des dokumentarischen Theaters, mit welchem der Sozialist Peter Weiss in den 1960er-Jahren eine historische Aufarbeitung der Schoah und zugleich in der postfaschistischen Bundesrepublik eine Gegenöffentlichkeit anstoßen wollte. Denn Weiss adaptierte die Auschwitz-Prozesse auf der Bühne als Oratorium in elf Gesängen, aber zugleich auch als Faktenkonzentrat, als Protokolldichtung und große, aufklärerische Collage.

Rassismus und Antisemitismus gehören jedoch leider nicht der Vergangenheit an – im Gegenteil, wie der 9. Oktober 2019 bewies. An diesem jüdischen Feiertag Jom Kippur versuchte ein schwerbewaffneter, neofaschistischer Terrorist in die Synagoge in Halle (Saale) einzudringen. Er schoss auf die verschlossene Tür der Synagoge. Als er nicht eindringen konnte, betrat er einen nahegelegenen Dönerimbiss und drückte auf seiner Waffe ab. Insgesamt zwei Menschen fielen an diesem Tag dem rechten Terror zum Opfer. Zwar wurde dem Attentäter der Prozess gemacht, doch bekanntlich erfuhr die kritische Öffentlichkeit bereits nach der Aufarbeitung des sogenannten NSU-Komplexes von dem dramatischen Staatsversagen und der polizeilichen Diskriminierung der Opfer.

Vielleicht war das der Grund, warum Mitglieder des Vereins democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e.V. sich dafür entschieden, den Prozess zu begleiten und die 26 Verhandlungstage zu protokollieren. Der Verlag Spector Books Leipzig beschloss, seine Mitschriften zu veröffentlichen, als Dokumentation des rechten Terrors, aber auch der Aussagen der Betroffenen, die der antisemitischen Ideologie couragiert entgegentraten. Auf der Grundlage des Buchs „Der Halle-Prozess: Mitschriften“ veranstaltet  das Theater Gegendruck einen Bühnenabend, an dem Ensemblemitglieder sowie Bürger:innen aus Recklinghausen aus dem Buch lesen. An der anschließenden Diskussionen beteiligt sich der Mitherausgeber Linus Pook, der den Prozess journalistisch begleitete. Er berichtet daher über die Gerichtsverhandlungen.

Theater Gegendruck: Der Halle-Prozess. Mitschriften | 29.3. 19 Uhr | Bahnhof Langendreer | bahnhof-langendreer.de

Benjamin Trilling

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Abenteuer in Afrika
Reportage im Bochumer Bahnhof Langendreer

Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Bochum und Köln – Musik 07/24

Unterschiedliche Erzählungen
Vortrag zur Geschichte des Nahostkonflikts in Bochum – Spezial 03/24

Geschichte der Ausbeutung
„Wie Europa Afrika unterentwickelte“ im Bochumer Bahnhof Langendreer – Spezial 02/24

Musik mit Sogwirkung
Derya Yıldırım und Grup Şimşek in Bochum – Musik 12/23

Knotenpunkt der Kultur
Bahnhof Langendreer feiert 36-jähriges Jubiläum – Prolog 07/22

Belletristik für Bestandskunden
Heinz Strunk in Bochum – Literatur 04/22

Alle Macht den Care- und Energieräten
Gabriele Winker in Bochum – Literatur 04/22

Berufung auf Umwegen
Nikita Miller zu Gast in Langendreer

Bühne frei
Poetry und Open Mic Bühne mit Ajayini Sathyan

Alles auf Prüfstand
Politisches Kabarett mit Jean-Philippe Kindler

Reden über Belarus
Vortragsabend im Bahnhof Langendreer

trailer spezial.

HINWEIS