Eigentlich wünscht man sich nur, dass das Schiff mit den acht Segeln kommt und mit 50 Kanonen die Bühne beschießt. Häufiger fragt man sich: Was ist das für ein Geschrei? Regisseur Christoph Frick inszeniert am Bochumer Schauspielhaus „Die Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht als pseudoflippige Nummernrevue, die das Publikum brav mit ständigem Zwischenapplaus goutiert. Die Bühne ist ein leergefegtes Gerüst, auf dem die Protagonisten des Stücks mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern ständig anwesend sind, die Requisiten auf- und abbauen und ihre Gesangspartien abliefern. Frick zelebriert Brecht mit ideengespickter Beiläufigkeit. Auch die interessante Liveband, eigentlich das Highlight des Abends, muss nicht nur musizieren, sondern ab und an mitspielen.
Alles beginnt mit der Handtasche tragenden Karikatur der englischen Queen (Raiko Küster), die später zu Filch, dem Bettler, mutiert und den Haifischsong intoniert. Dann ist auch schon Hochzeit zwischen Mackie Messer (Nicola Mastroberardino) und Polly Peachum (Maja Beckmann) auf dem nackten Boden. Hier beginnt bereits so etwas wie schlichtes Komödiantentum, die Persiflage einer Oper wird zum zeitgenössisch designten Schwank, der sich an den Liedern entlanghangelt. Dabei erzeugt fast nur das Krachen eines Gerüsts in die schiefe Ebene Emotionen. Doch der Schrecken liegt nicht am Regieeinfall, sondern eher an der Lautstärke des Aufpralls. Alle Figuren ersticken in der inszenierten Ode der Belanglosigkeit. Auch der militante Tiger Brown, exakt übersetzt von Michael Schütz, kann als Anlage nicht überzeugen, die teilweise gekonnten Gesangparts gehen unter.
Da bleiben nur die Bilder am Ende, wenn Macheath im Netz der bürgerlichen Gesellschaft hängenbleibt, nachdem sich alle betrogen und ans Messer geliefert haben. Wie ein Christus am Kreuz steht er halbnackt da und erwartet den Strick. Doch wie immer erscheint (leider) der reitende Bote, der die Generalamnesie anlässlich der königlichen Hochzeit verkündet und so den Tod am Galgen verhindert. Der Bösewicht ist gerettet, gesungen werden muss jetzt nicht mehr. Und das Schiff mit acht Segeln, und mit 50 Kanonen ist entschwunden mit mir.
„Die Dreigroschenoper“ I So 6.11., 19 Uhr I Schauspielhaus Bochum I Karten: 0234 33 33 55 55
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