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Paul Hindemith, 1948
Foto: Fondation Hindemith, Blonay / CC BY-SA 3.0

Klingendes Blech zur Erholung

16. April 2020

Hindemith und Gabaye bei den BoSys – Musik 04/20

Im Orchester gehören sie alle zur Standardbesetzung, in der Kammermusik allerdings erlebt man Trompete, Horn und Posaune nur sehr selten auf dem Podium vereint. 1958 schrieb der im November verstorbene Komponist Pierre Gabaye mit „Récréation“ ein Stück für eben jene drei Blechbläser plus Klavier, das sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Bläser der Bochumer Symphoniker lassen das launige Stück, das übersetzt „Erholung“ verspricht, am 26. April bei einem Kammerkonzert mit dem Dortmunder Pianisten Tobias Bredohl im Anneliese-Brost-Musikforum erklingen. Den Schwerpunkt setzt allerdings ein deutscher Komponist, den es ebenfalls gelegentlich zum Jazz zog: Paul Hindemith (1895-1963). Von ihm werden drei Duo-Sonaten zu hören sein.

In einer Zeit, in der neue E-Musik in erste Linie todernste Zwölftonmusik bedeutete, schrieb Gabaye im eingängigen tonalen Stil mit Jazzanklängen – ein Frevel für viele Avantgardisten. 1970 ging Gabaye übrigens zu Radio France und leitete dort ein Vierteljahrhundert lang die Abteilung für leichte Musik.

Auch Paul Hindemith fand es reizvoll, das „Profane“ der Unterhaltungsmusik aus Übersee mit dem „Heiligen“ der europäischen E-Musik zu konfrontieren. Zu jener Zeit, als er seine Sonaten für Horn und Klavier sowie Trompete und Klavier schrieb, bewegten ihn andere Sorgen. Der Zweite Weltkrieg war gerade ausgebrochen und Hindemith verfolgte das Weltgeschehen von der Schweiz aus, wohin die Nazis ihn und seine jüdischstämmige Ehefrau Gertrud nach jahrelangen Aufführungsverboten und üblen Diffamierungen vertrieben hatten. So endet dann auch seine Trompeten-Sonate mit einer „Trauermusik“ über den Choral „Alle Menschen müssen sterben“.

Doch Hindemiths Musik jener Zeit ist nicht generell von düsterer Stimmung getragen. So hat die Horn-Sonate sogar ausgesprochen heitere, burleske Seiten und gilt als eines der gelungensten Kammermusikwerke Hindemiths. Die „Sonata for Trombone and Piano“ entstand zwei Jahre später in den USA, dem zweiten Exil der Hindemiths, und ist sogar ausgesprochen humorvoll. Der zweite Satz beschert dem Posaunisten einen geradezu breitbeinigen Auftritt mit dem „Lied des Raufbolds“.

BoSy Camera 7 – Hindemith 125 | geplant: So 26.4. 18 Uhr | Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr Bochum | 0234 910 86 66

Karsten Mark

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