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Peter Schöne (links) und Stephan Ullrich führen mit Witz durch die Märchenwelt der Schönen Magelone
Foto: Hans Jürgen Landes

Brautprinzessin

28. Februar 2013

„Die schöne Magelone“ im Prinz-Regent-Theater – Theater Ruhr 03/13

Diesen Held kann wirklich nichts aufhalten: weder die strengen Vorschriften des neapolitanischen Königshofs, noch die türkische Sklaverei oder die Verlockungen der schönen Sultanstochter. Graf Peter ist ein ganzer Kerl – so ähnlich wie der junge, durch hartes Training und Anabolika gestählte Arnie Schwarzenegger, dem Stephan Ullrich in der Videoprojektion flugs das Gesicht von Peter Schöne verpasst. In natura ist Peter Schöne freilich ein paar Nummern schmaler gebaut als Arnies Heldenfiguren und auch kein Graf. Als lyrischer Bariton aber ist er eine gute Besetzung für Graf Peter, dem Johannes Brahms in den 1860er Jahren einen 15teiligen Liederzyklus widmete: „Die schöne Magelone“.

Geläufig sind die 15 Romanzen eigentlich nur ausgesprochenen Kennern des romantischen Kunstlieds, auch wenn der Zyklus mittlerweile öfter zur Aufführung kommt – meist als Konzert mit Lesung der Textfassung von Ludwig Tieck aus dem Jahre 1797, welche Brahms einst zur Vertonung inspiriert hat. Indes geriet dem Romantiker Tieck seine Version der rund 500 Jahre alten Rittergeschichte zu einer derart überzuckerten Liebesschnulze, dass sie eigentlich nur noch überaus interessierten Freunden des romantischen Kunstlieds zuzumuten ist.

Dem Prinz-Regent-Theater und den Bochumer Symphonikern wäre diese Zielgruppe deutlich zu speziell gewesen, hätte sich nicht vor einigen Jahren Martin Walser noch einmal der alten Geschichte angenommen und mit deutlich ironischem Unterton neue Zwischentexte für Brahms‘ Romanzen verfasst. Regisseurin Sibylle Broll-Pape kostet diese Ironie genussvoll aus und lässt sowohl Schauspieler Stephan Ullrich als auch Sänger Peter Schöne bei jeder Gelegenheit noch eine satirische Schippe nachlegen. Heraus kommt eine szenische Neufassung der „Schönen Magelone“, die stellenweise stark an William Goldmans „Brautprinzessin“ erinnert und auch mit deren Witz durchaus mithalten kann. Die Inszenierung ist respektlos genug, um das Publikum rund 100 Minuten lang immer wieder zum Lachen zu bringen, aber auch so respektvoll, dass Brahms‘ Musik keineswegs demontiert wird.

Ursprünglich für Bariton mit Klavierbegleitung komponiert, präsentieren die Bochumer Symphoniker eine reizvolle Neufassung für ein zehnköpfiges Kammerorchester, das von Dirigent Harry Curtis souverän geleitet wird.

„Die Schöne Magelone“ I 8./9.3./26./27.4. I Prinz-Regent-Theater Bochum I 0234 77 11 17

KARSTEN MARK

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