Das Unperfekthaus in Essen steht bekanntlich für Kreativität und Freigeist und dieses Gefühl stellt sich beim Betreten des Gebäudes auch direkt ein. Kaffee- und Kuchenduft strömen einem entgegen und vertreiben schnell die schon fast herbstliche Kälte, die von draußen hereinkommt – der perfekte Ort und Moment, um sich nach neuer Literatur für lange Herbst- und Winterabende umzusehen.
Die „Unknown 2013“ ist so ganz anders als ihre berühmten Schwestern in Leipzig und Frankfurt. Die Stimmung bei den Ausstellern ist heiter und familiär – man duzt sich und auch als Außenstehende fühlt man sich direkt aufgenommen in diese herzliche Autorenfamilie. Es wird viel gescherzt, gelacht und miteinander geredet. Auffallend sind die teilweise sehr liebevoll und einfallsreich dekorierten Tische, die Lust machen, sich einfach ein entsprechendes Buch zu schnappen, einen Tee aufzubrühen und mit dem Lesen zu beginnen.
43 Autorinnen und Autoren insgesamt stellen an diesem Wochenende ihre Werke vor. In halb- oder dreiviertelstündigen Lesungen können sich die Besucher mit dem jeweiligen Genre bekannt machen, Leseproben ergattern und einen ersten Eindruck von Verfasser und Werk gewinnen. Fast könnte man von einer internationalen Veranstaltung sprechen, waren doch nicht nur Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus ganz Deutschland, sondern auch Vertreter aus Österreich und der Schweiz anwesend. Vorab war der Andrang bereits groß gewesen, mehr als 80 Autorinnen und Autoren mussten auf kommende Veranstaltungen vertröstet werden, wie Schirmherr Jürgen Dammann berichtet.
Das Konzept ist einfach und genial: Die „Unknown 2013“ bietet noch unbekannten Autoren die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, sich untereinander auszutauschen und bekannt zu werden – abseits von Copyright-Fragen oder bindenden Rechtsgrundlagen, mit denen die großen Verlage typischerweise arbeiten. Ein bisschen politisch, so Dammann, ist die „Unknown“ also auch. Sie steht als Plattform und Antwort auf die üblichen Verlagsregelungen, bei denen ein Autor grunsätzlich sein Mitspracherecht am eigenen Werk verliert, sodass nicht nur mit finanziellen Einbußen zu rechnen ist, sondern teilweise sogar die ursprüngliche Romanidee verloren geht. Autoren, die als „self publisher“ arbeiten, beugen dem vor. Von der Idee bis zur Vermarktung geschieht alles in Eigenregie – ein Prozess, der viel Arbeit bedeutet, aber eines mit Sicherheit garantiert: Der Leser kann sich auf ein Buch freuen, das Seele besitzt und mit Liebe und Leidenschaft entwickelt wurde.
Der Wattenscheider Uwe Bernds mit stilechten Accessoirs. Foto: Anna LenkewitzVon tragischen Liebesgeschichten, wie sie sich im normalen Leben meistens abspielen, über historische Romane, die zum Beispiel über die Anfänge des Ruhrgebiets berichten, wie wir es heute kennen, bis hin zu Gedichten, in denen persönliche Schicksalsschläge verarbeitet werden – für jeden ist bei der "Unknown 2013" etwas dabei.
Begeisterte Aussteller und reger Publikumsverkehr sprechen für sich. Die „Unknown 2013“ war ein voller Erfolg und wird, wie Dammann verspricht, im kommenden Jahr fortgesetzt – wieder in Essen und wahrscheinlich auch wieder im UpH. Einziger Wehmutstropfen dieser ersten Buchmesse für Autoren im Selbstverlag war die doch recht karge Unterstützung der Essener Presselandschaft, die mit ihrer Berichterstattung sicherlich noch ein wenig mehr zum Erfolg der Veranstaltung hätte beitragen können.
Nichtsdestotrotz ist die Basis geschaffen, um all denjenigen eine Plattform zu geben, die mit ganzem Herzen, Leidenschaft und vollem Einsatz ihre Geschichten zu Papier bringen und frei nach dem Motto von Carl Peter Fröhling, der einst sagte: „Ein Leben ohne Bücher ist wie eine Kindheit ohne Märchen, ist wie eine Jugend ohne Liebe, ist wie ein Alter ohne Frieden“ freuen wir uns schon auf die „Unknown“ im nächsten Jahr, mit neuen Geschichten und vielen neuen Autorengesichtern.
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