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Anselm Weber (48) ist Intendant des Schauspielhauses Bochum.
Foto: Diana Küster

„Das Zentrum einer Stadt verteidigen“

26. Juli 2012

Anselm Weber über die Zukunft des Schauspielhauses Bochum – Thema 08/12 Kulturförderung

trailer: Herr Weber, wie geht es dem Schauspielhaus Bochum finanziell? Alles im grünen Bereich?
Anselm Weber:
Nach einer außergewöhnlichen Kraftanstrengung der letzten anderthalb Jahre haben wir über 1,7 Millionen Euro eingespart. Das sind fast 10 Prozent des Zuschusses. Wir sind auf dem Weg der Gesundung.

Warum schaffen Sie das und andere Theater nicht?
Wir haben wirklich jeden Stein umgedreht und haben das Maximum an Einsparungen herausgeholt. Das bedeutet: keine Neueinstellungen, keine Aushilfen im Krankheitsfall, die Kinder- und Jugendbühne wurde geschlossen, Personal wurde innerhalb der Stadtverwaltung versetzt …

Manchmal sind Kommunen nimmersatt. Was passiert, wenn durch wegbrechende Steuereinnahmen weiter gespart werden muss?
Wenn ein Institut wie dieses solch außergewöhnliche Kraftanstrengungen leistet, muss es in Zukunft wie andere städtische Kultureinrichtungen behandelt werden. Kürzungen im Kulturhaushalt können keine kommunalen Finanzen sanieren. Kürzungen sind immer ein psychologischer Obolus.

Was bleibt von einer Stadt übrig, die keine Kulturangebote mehr macht?
Es geht darum, das Zentrum einer Stadt zu verteidigen. Wir haben vor dem Schauspielhaus eine Solidaritätsdemonstration für den Erhalt von Opel in Bochum durchgeführt. Herbert Grönemeyer hat im vergangenen Jahr im Schauspielhaus gespielt. In diesem Monat haben wir vor dem Haus ein wunderschönes Tana Schanzara-Denkmal enthüllt. All das macht das Theater zum emotionalen Zentrum der Stadt.

Hilft da eine Neiddebatte? Die RuhrTriennale wird staatlich und stattlich unterstützt.
Nach wie vor gilt das Gesetz: Was einmal weg ist, ist weg. Sie können keine Bühne, keine Bibliothek, kein Museum schließen und nach ein paar Jahren wieder öffnen. Bei aller teilweise auch berechtigten Kritik an den Kulturinstitutionen gilt es jetzt erst einmal, diese zu erhalten. Neid ist natürlich die falsche Haltung.

Was ist denn zu tun?
Machen Sie es auch unter der Hundertmillionen-Dollar-Frage? Wir müssen noch mehr vermitteln, dass diese Kulturorte tolle Orte sind, die auch für die nachfolgenden Generationen erhalten werden müssen.

Interview: LUTZ DEBUS

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