trailer: Herr Greb, wie geht es dem Schlosstheater Moers?
Ulrich Greb: Künstlerisch ist das Schlosstheater Moers sehr gut aufgestellt, finanziell sind wir von der Stadt Moers abhängig, der es wie vielen NRW-Kommunen nicht gut geht. Bereits 2010 haben wir mit der Stadt ein Konsolidierungskonzept erarbeitet, mit dem wir ohne den Verlust größerer künstlerischer Substanz leben konnten. Die Situation in diesem Jahr stellt sich radikal anders dar, da der Haushalt 2011/2012 nicht genehmigt wurde. Der Kämmerer der Stadt Moers hat einen Sanierungsplan aufgestellt, um in den Stärkungspakt 2 des Landes zu kommen, der nun in die politische Beratung geht. Dieser Plan setzt die viele „freiwilligen Leistungen“ im Sport-, Sozial- und Kulturbereich auf null, d.h. das Theater wäre ab 2015 geschlossen und das renommierte Moers-Festivals schon ab 2014. Wenn dieser Plan umgesetzt werden sollte, wird die Stadt nicht wiederzuerkennen sein.
Ist das letzte Wort denn schon gesprochen?
Ich hoffe nicht. 61,5 Millionen Euro müssen in den nächsten zehn Jahren gespart werden. Das Arbeitspapier des Kämmerers übersteigt deutlich die Vorgaben des Landes. Es werden in dem Entwurf 47 Millionen Euro mehr gespart als erforderlich. Da gibt es also noch einen Verhandlungsspielraum.
Wird denn gerecht gespart?
Ich finde die Vorschläge unausgewogen. Die Ausgaben für Kultur in Moers machen etwa 4,35 Prozent des Gesamtetats aus. Nun soll die Kultur 65 Prozent sparen. Und im Kulturbereich sind das Theater und das Festival zu 100 Prozent betroffen. Ausgerechnet von den Leuchttürmen, die weit über die Grenzen von Moers hinaus strahlen, kann man sich am leichtesten trennen.
Hat denn der Moerser etwas von seinen Leuchttürmen?
Bei der Schließungsdiskussion wird leicht übersehen, wie stark das Theater und auch das Festival mit der Stadt vernetzt sind. Das Theater hat 11 Kooperationsverträge mit Schulen jeden Schultyps. Seit über 20 Jahren gibt es das Kinder- und Jugendtheaterfestival „Penguin’s Days“. Wir arbeiten bei Projektreihen, zum Beispiel zum Thema Demenz, zum Thema Sterben, zum Thema Armut, intensiv mit sozialen und anderen kulturellen Einrichtungen zusammen. All das ist auch gefährdet.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Auf’m Gipfel wird es voller
NRW-Kulturpolitik in Zeiten leerer Kassen – Magenbitter 07/13
Kein Sparen ohne Mehrwert
In Oberhausen lenkt die Kulturnacht von einem Dauerthema ab – Thema 08/12 Kulturförderung
Operation geglückt, Patient tot?
Die Kulturförderung des Landes möchte auch gefährdeten Theatern helfen – THEMA 08/12 KULTURFÖRDERUNG
„Eine gezielte Aufgabenkritik muss möglich sein“
Ute Schäfer zur Kulturförderung der Landesregierung – Thema 08/12 Kulturförderung
„Das Zentrum einer Stadt verteidigen“
Anselm Weber über die Zukunft des Schauspielhauses Bochum – Thema 08/12 Kulturförderung
Das Glück liegt auf der Bühne
Helga Scharmin arbeitet im Dortmunder Theater im Depot – Thema 08/12 Kulturförderung
Schutthaufen statt Stadttheater
Was macht die Halde Haniel außerhalb der Theatersaison? – Thema 08/12 Kulturförderung
„Genießen der Ungewissheit“
Teil 1: Interview – Sportpädagoge Christian Gaum über das emotionale Erleben von Sportevents
„Viele Spiele haben noch einen sehr infantilen Touch“
Teil 2: Interview – Medienpädagoge Martin Geisler über Wandel in der Videospiel-Kultur
„Ich muss keine Konsequenzen fürchten“
Teil 3: Interview – Spieleautor und Kulturpädagoge Marco Teubner über den Wert des Spielens
„Mosaik der Perspektiven“
Teil 1: Interview – Miriam Bruns, Leiterin des Goethe-Instituts Budapest, über europäische Kultur
„Die Bürger vor globalen Bedrohungen schützen“
Teil 2: Interview – Politikwissenschaftler Oliver Treib über Aufgaben und Zukunft der Europäischen Union
„Der Verkauf des Kaffees nach Europa ist gestoppt“
Teil 3: Interview – Sebastian Brandis, Sprecher der Stiftung Menschen für Menschen, über das EU-Lieferkettengesetz
„Wir müssen mit Fakten arbeiten“
Teil 1: Interview – Meeresbiologin Julia Schnetzer über Klimawandel und Wissensvermittlung
„Tiefseebergbau ohne Regularien wäre ganz schlimm“
Teil 2: Interview – Meeresforscher Pedro Martinez Arbizu über ökologische Risiken des Tiefseebergbaus
„Entweder flüchten oder sich anpassen“
Teil 3: Interview – Klimaphysiker Thomas Frölicher über ozeanisches Leben im Klimawandel
„Prüfen, ob das dem Menschen guttut“
Teil 1: Interview – Publizist Tanjev Schultz über ethische Aspekte der Berichterstattung über Kriminalfälle
„Es liegt nicht am Gesetz, Kriminalität zu verhindern“
Teil 2: Interview – Kriminologe Dirk Baier über Gewaltkriminalität und Statistik
„Eltern haben das Gefühl, sie müssten Buddhas werden“
Teil 3: Interview – Familienberaterin Nina Trepp über das Vermeiden von psychischer Gewalt in der Erziehung
„Naturschutz wirkt“
Teil 1: Interview – Biologin Katrin Böhning-Gaese über Biodiversität, Wildtiere und Naturschutz
„Ernährungsweisen verändern, ohne Zwang“
Teil 2: Interview – Tierethikerin Friederike Schmitz über vegane Ernährung
„Sie verstehen uns“
Teil 3: Interview – Tierhistorikerin Mieke Roscher über die Beziehung zwischen Menschen und Tieren
„Bin ich eifersüchtig oder eher neidisch?“
Teil 1: Interview – Paarberaterin Sonja Jüngling über sexuelle Kontakte außerhalb einer Paarbeziehung
„Was nicht erlaubt ist: Druck ausüben“
Teil 2: Interview – Autor Sebastian Schoepp über Freundschaften
„Mit dem ersten Kind nimmt die Ungleichheit zu“
Teil 3: Interview – Soziologe Kai-Olaf Maiwald über Ehe, Familie und Geschlechterverhältnisse