Heraus zum roten 1. Mai? Nun ja. Wer in Bochum eher die Kultur sucht, der geht um den „Tag der Arbeit“ herum auch schon mal in den Keller der Hedwigstraße 9. Hier hält die Tänzerin Paula Gendrisch nämlich für immerhin acht Zuschauer verborgen, was sie nicht zeigen will. „brechende Zeit, es zittern die Spiegel“ heißt die Choreografie aus Bewegung und Ton: „Mein Keller. Ich schließe die Tür, verschließe die Arme, schließe die Augen, schließe ab. Es klaffen die Löcher“, sagt sie. Hoffentlich schließt sie hinterher auch wieder auf.
„Rundlauf“ heißt das jährlich stattfindende Kunst- und Kulturfestival in der Speckschweiz, dem traditionell gewachsenen Bochumer Stadtteil zwischen Herner, Dorstener und Feldsieper Straße. Legenden ranken sich um die Entstehung seines Namens. Er war und ist noch ein schönes Wohngebiet mit vielen selten gewordenen Altbauten und einem ungewöhnlichen Kulturenmix. Vielleicht auch deshalb werden die Anwohner gern in Zusammenarbeit mit über 80 regionalen, überregionalen und internationalen Künstlern unterschiedlichster Genres zu Gestaltern ihres eigenen Umfelds. Dabei wurden ein Hochbunker vom Schutt befreit und zwei Etagen als Spielfläche hergerichtet. An den Hauptveranstaltungstagen 1. und 4. Mai findet, neben Ausstellungen und Choreographien, viel Musik auch unter freiem Himmel und in privaten Räumen statt. Von anatolischer Volksmusik über Klassik und Bossa Nova bis zu Free Jazz mit dem bekannten Saxophonisten Jan Klare.
Natürlich sind auch die Theaterleute im Karree unterwegs. Katrin Lindner (Regie) und Arne Nobel (Schauspiel) zeigen mit „Marlene“ ein extra für den Rundlauf konzipiertes Theaterstück über die letzten Lebensjahre Marlene Dietrichs, die die Diva in ihrem Pariser Bett verbrachte. Im Hochbunker sucht Sam Greb seinen dunklen Zwilling, da nur der die Geschichten des Autors zwischen fiebrigen Tatsachenberichten und surrealen Fantasien unters Publikum bringen kann. Ein paar Straßen weiter sucht Meike Misia als Sophie R im Solo nach FX Kroetz die Befreiungstat, um dem Alltagshamsterrad zu entgehen und endlich wieder die Frage nach Sinn und Zweck unseres Daseins zu stellen. Pochen Sie im Ladenlokal III auf eine Antwort.
„Rundlauf 2013“ I 30.4.-5.5. I Bochum I rundlauf-bochum.de
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