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Winterreise
Foto: Shutterstock © Ken Tannenbaum

Die Schatten der Vergangenheit

30. Januar 2014

Neue Volxbühne in Mülheim startet mit Jelinek – Theater Ruhr 02/14

Das Ensemble Mülheimer Spätlese ist tot, es lebe die Mülheimer Volxbühne, das Ensemble der Generationen. Kern ist ein 30-köpfiges Team des 1990 gegründeten Theaters. Seit August 2013 hat es seine Heimat unter dem Dach des Theater an der Ruhr. Die Mitglieder haben sich mit dieser Veränderung für einen neuen, programmatischen Namen entschieden – ein Schelm der bei diesem Namen an Verwechslungen denken möge. Ziel der VOLXBÜHNE bleibt es natürlich den Dialog zwischen den Generationen in der Stadt, mit der zweitältesten Bevölkerung, noch intensiver in Gang zu setzen und einen Spielraum für Jedermann anzubieten.

Mit der ersten Neuproduktion wollen sich die Ensemblemitglieder neues Terrain erobern. Erstmals ist ein zeitgenössischer Theatertext Gegenstand der theatralischen Auseinandersetzung. Und da wird ein mächtiges Zeichen gesetzt: Man wagt sich gleich, oder gerade, an Elfriede Jelineks Text „Winterreise“. In Mülheim kein unbekanntes Stück. Die österreichische Literaturnobelpreisträgerin bekam für die sensationell krude Mischung aus Demenz und Gegenwartskritik 2011 zu Recht den Mülheimer Dramatikerpreis.


Die Thematik könnte für die neue Volxbühne nicht passender sein. Innere Emigration und Einsamkeit, das Scheitern und einfach Nichtklarkommen mit der realen Welt sind da die Themen. Jelinek analysiert in ihrem Text schonungslos die Abgründe der eigenen Biografie und folgt dabei Franz Schuberts gleichnamigen Liederzyklus. Eingebettet in ein modernes Volksstück wandert Jelinek durch acht Stationen, lässt einen grotesken Chor über Stiftungen und Stifter, Bankenskandale und das virtuelle Leben philosophieren und setzt sich dabei auch mit ihren Eltern auseinander.

Auch die Ensemblemitglieder wollen den Weg im Gewirr des Hier und Jetzt beginnen und auch sie führt die Wanderung immer tiefer hinein ins eigene biographische Labyrinth, mit kurzen Berührungspunkten beim Ringen um die immer schneller werdende Gegenwart und die Möglichkeit von der Zukunft im Alter. Jörg Fürst hat den Jelinekschen Parcour als neuer Regisseur des Ensembles mit zehn SchauspielerInnen inszeniert. Das Theater an der Ruhr leistet logistische Hilfe bei der Wanderung durch die Wirren in Jelineks Gedankenwelt, ein Spaziergang wir das sicher nicht.

„Winterreise“ | R: Jörg Fürst | (P) 5./7./8./9.2., 13./14./15.3 | Theaterstudio Mülheim | Infos: 0208 43 96 18 11

PETER ORTMANN

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