Schicke Bude, nette Familie, das Leben ist erfolgreich und super, bis jemand im Keller ein Schwarzes Loch erzeugt, in das die ganze Herrlichkeit verschwindet. Wer macht so was? Etwa der Hausherr selbst? Martin Gray ist preisgekrönter Stararchitekt, seit 22 Jahren glücklich verheiratet und führt ein Leben wie aus dem Bilderbuch. Warum sollte er ein Interesse an Schwarzen Löchern haben? Doch wie das Schicksal es so will, auf einem Hügel vor der Stadt lernt er Sylvia kennen, und nichts ist wie zuvor: Er verliebt sich – so unsterblich, dass es für ihn kein Zurück mehr gibt und er jegliche gesellschaftliche Regeln über Bord wirft. Seine Frau Stevie kann es nicht fassen und ist in den Grundsätzen ihrer Ehe erschüttert. Denn Sylvia ist eine Ziege. Leben mit einem Ziegenficker? Undenkbar. Der Krieg beginnt, das Loch im Keller zerrt, und zum Schluss wird es nur Opfer geben.
Vier Jahrzehnte nach „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ erzählt der Dramatiker Edward Albee, inzwischen über 80, noch einmal vom Zerbrechen einer Ehe. Der Sodomie-Tatbestand hat in den USA 2002 bei seiner Uraufführung sicher an einem der letzten Bühnentabus gekratzt, Thema des Stücks ist er nur mittelbar. Albee untersucht, wie sich ein Paradies in eine Hölle verwandeln kann, obwohl eigentlich niemand Schuld hat. Der „erotische“ Ehestreit, hochkomisch und tragisch zugleich, gewann den New York Drama Critics Circle Award und den Tony Award als bestes Stück des Jahres 2004. Henner Kallmeyer hat das spielfilmlange Stück in Essen inszeniert, mit weißer Couch in leerem Raum, viel Porzellan zum Zertrümmern und einem kleinen Stück Yasmina Reza – „Kunst“. Sehenswert ist das Stück vor allem aber wegen der beiden Schauspieler Bettina Engelhardt und Jürgen Hartmann, beide immer wieder herrlich hin- und hergerissen zwischen Hysterie und Status Quo, doch wissend, dass sich das Loch nie wieder schließen wird.
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