Noch haben die Verunsicherungen die zeitgenössischen Theaterschreiber fest im Griff. Trump, Tröt und Trallala. Inhaltlich hat sich bei den 43. Mülheimer Theatertagen in diesem Jahr also nicht allzu viel getan. Die Zeiträume werden größer: Ibrahim Amir, der mit „Homohalal“ (Staatsschauspiel Dresden ) zeigt, wie aus der Flüchtlingskrise in zwei Jahrzehnten eine Komödie geworden sein wird, während Ewald Palmetshofer die unmerklichen Veränderungen in den letzten zwanzig Jahren analysiert und in „Vor Sonnenaufgang“ (Theater Basel) zeigt „wie die Menschen auseinanderdriften“ im Jetzt zwischen politischem Populismus und privatem Sicherheitswahn. Elfriede Jelineks neuester Rundumschlag „Am Königsweg“ (Deutsches SchauSpielHaus Hamburg ) darf natürlich nicht fehlen.
Im Ruhrgebiet geht es bekanntlich seit 1976 immer auch um viel Kohle und damit um das Motto der Region, die heuer ihre letzte Zeche verliert. Wieder wurden von dem Auswahlgremium unter der Federführung der Zeitschrift „Theater heute“ sieben Stücke ausgewählt, die ins Rennen gehen dürfen um den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis. Die werden in der „wirksamsten“ Aufführung bei den Theatertagen gezeigt und auch bewertet. Nicht der Regisseur und seine Inszenierung, sondern nur der Autor des besten Stückes erhält den begehrten Scheck.
Seit 2010 ist im Festival mit den „KinderStücken“ (14.-18. Mai) ein weiterer Wettbewerb eingebettet, auch dort kämpft die deutschsprachige Theaterszene – 42 Stücke hatten sich beworben – beinhart um den heiß begehrten und mit 10.000 Euro auch recht üppig versüßten KinderStückePreis. Hier bleibt auch schon mal die Zeit stehen. Claudia entdeckt in „Wie man die Zeit vertriebt“ ein Loch in der Wand, vervierfacht sich und trifft auf sonderbare Wesen aus der Teppichwelt. Sie steckt in einer Zeitschleife, doch die entpuppt sich als wahre Abenteuerwelt.
Stücke 2018 | 12.5. - 2.6. | Stadthalle Mülheim, Theater an der Ruhr u.a. | www.stuecke.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Zwischen Realität und Irrsinn
„Kein Plan (Kafkas Handy)“ am Mülheimer Theater an der Ruhr – Prolog 01/25
Jünger und weiblicher
Neue Leitungsstruktur am Mülheimer Theater an der Ruhr – Theater in NRW 10/24
Das Trotzen eines Unglücks
Die neue Spielzeit der Stadttheater im Ruhrgebiet – Prolog 08/24
„Eine andere Art, Theater zu denken“
Dramaturg Sven Schlötcke über „Geheimnis 1“ am Mülheimer Theater an der Ruhr – Premiere 08/24
Brautkleid aus reinster Haut
„Subcutis“ in Mülheim a. d. Ruhr und Köln – Theater Ruhr 01/24
„Theater wieder als Ort einzigartiger Ereignisse etablieren“
Dramaturg Sven Schlötcke übertiefgreifendeVeränderungen am Mülheimer Theater an der Ruhr – Premiere 08/23
Ibsen im syrischen Knast
„Up there“ am Theater an der Ruhr – Prolog 11/22
Desertion gegen Kriegstreiberei
„Ein Mensch wie ihr“ in Mülheim an der Ruhr – Prolog 10/22
Auf diesem geschundenen Planeten
„Weiße Nächte / Retour Natur“ des Theater an der Ruhr – Prolog 08/22
Lotto vs. Erben
„Jeep“ bei den 47. Mülheimer Theatertagen – Festival 05/22
Vom Universum geblendet
„Vom Licht“ am Theater an der Ruhr – Auftritt 04/22
Gegen den Mangel an Erkenntnis
„Vom Licht“ in Mülheim – Prolog 03/22
Baum der Heilung
„Umuko“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 03/25
Tanzen bis zum Umfallen
46. Duisburger Akzente – Festival 03/25
Kabarett, Cochem-Style
„Zu viele Emotionen“ von Anna Piechotta in Bottrop – Bühne 03/25
Gewinnen um jeden Preis?
„Alle spielen“ im Studio des Dortmunder Theaters – Prolog 03/25
„Ich liebe die Deutungsoffenheit“
Regisseur Roland Schwab über „Parsifal“ am Essener Aalto-Theater – Interview 03/25
„Die Kraft des Buchs besteht in der Aufarbeitung“
Bettina Engelhardt inszeniert Bettina Flitners Roman „Meine Schwester“ am Essener Grillo-Theater – Premiere 03/25
Was wirklich in den Sternen steht
„Liv Strömquists Astrologie“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 02/25
Tanzende Seelen
„Dips“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 02/25
„Eine Frau, die förmlich im Leid implodiert“
Regisseurin Elisabeth Stöppler über „Lady Macbeth von Mzensk“ in Düsseldorf – Interview 02/25
Nichts für Konfirmand:innen?
„Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ in Bochum – Prolog 02/25
„Die perfekte Festung ist das perfekte Gefängnis“
Ulrich Greb inszeniert Franz Kafkas „Der Bau“ am Schlosstheater Moers – Premiere 02/25
Wenn Hören zur Qual wird
„The Listeners“ in Essen – Prolog 01/25