Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
17 18 19 20 21 22 23
24 25 26 27 28 29 30

12.596 Beiträge zu
3.822 Filmen im Forum

Draußen ist es dunkel

29. Januar 2011

„Waisen“ in Oberhausen - Theater Ruhr 02/11

Als Helens Bruder Liam plötzlich blutüberströmt in ihrer Wohnung erscheint, weiß Helen sofort, dass sie ihm helfen wird. Schließlich ist er vorbestraft, und man wird ihm nicht glauben, dass er nur einem Verletzten helfen wollte. Doch Helens Mann Danny ist skeptisch. Muss man nicht die Polizei rufen? Und vor allem, muss man nicht dem Verletzten helfen, der noch irgendwo da draußen liegt? Das Stück „Waisen“ des britischen Autors Dennis Kelly setzt sich kritisch mit der gegenwärtigen Gesellschaft auseinander, in der gegenseitiges Misstrauen, Egoismus, Brutalität und Fremdenhass das Zusammenleben bestimmen.

Die Kälte der menschlichen Beziehungen und die Einsamkeit der Figuren kommen in der Inszenierung in Oberhausen (Regie: Peter Carp) allein schon durch das karge Bühnenbild zum Ausdruck: ein Tisch, ein paar Stühle, eine Pflanze – ja sogar die Kinderspielzeuge des Sohnes wirken seltsam leblos. Diesem auf der Bühne sichtbaren Innenraum, steht das unsichtbare „Da draußen“ gegenüber. Dort lauert die Gefahr; von denen da draußen geht eine Bedrohung aus, darin sind sich Helen (Manja Kuhl), Danny (Henry Meyer) und Liam (Martin Hohner) einig. Was dort allerdings wirklich passiert ist, muss sich der Zuschauer aus gestammelten Berichten und unvollständigen Sätzen selbst zusammenbasteln. Das eröffnet ihm ein weites Assoziationsfeld und macht die Geschichte Liams umso interessanter. Doch auch Innen ist zwischen den Figuren trotz vereinzelter Umarmungen keine Nähe zu spüren. Besonders gefühlskalt ist Helen, die so weit geht, Danny mit dem Abbruch ihrer Schwangerschaft zu drohen, wenn er Liam nicht helfen will, obwohl bald deutlich wird, dass dieser nicht unschuldig, sondern selbst Täter ist und sein Opfer, vermutlich einen Araber, irgendwo festhält. So muss auch Danny bald erfahren, dass im Grunde jeder jedem misstrauen muss – sogar sich selbst. Ist jeder Mensch für sich selbst die größte Gefahr, oder liegt diese außerhalb? Darf man das Leben eines Fremden gefährden, um das eines Freundes zu schützen? Die Inszenierung schafft es, dass der Zuschauer, diese Fragen an sich selbst richtend, die Vorstellung verlässt, wenn sie auch insgesamt etwas an Spannung vermissen lässt.

„Waisen“ I Fr 4.2., 19.30 Uhr I Theater Oberhausen I 0208 857 81 84

ALEXANDRA BRUNDIERS

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Schneewittchen

Theater Ruhr.

HINWEIS