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Drinnen ist es kalt

29. Januar 2011

„Drei Schwestern“ in Oberhausen - Theater Ruhr 02/11

Irgendwie scheint das Bühnenbild bekannt. Zumindest für den, der bereits Peter Carps Inszenierung der „Waisen“ von Dennis Kelly gesehen hat. Beide Stücke spielen im gleichen Bühnenbild, mit denselben Schauspielern. In beiden Stücken geht es um die Innenwelt und das „Da draußen“. Für die drei Schwestern, die nach dem Tod ihrer Eltern in der Provinz versauern, ist Moskau das gelobte Land, der Ort der Sehnsucht und der Träume. Ihr Vater musste als Kommandant die russische Hauptstadt mit seiner Kompanie verlassen, wurde in die Kleinstadt versetzt. Hier starb die Mutter der Schwestern. Doch die drei werden die Stadt, in der sie einst glücklich gelebt haben, nie wieder erreichen. Die erste Hälfte der Handlung zieht sich zäh, die Lethargie im Haus scheint sich auf die Inszenierung übertragen zu haben. Zeit dehnt sich ohne Spannung, ungewöhnlich für eine Theaterdramaturgie, aber von Anton Tschechow so implementiert.

An Irinas 20. Namenstag trifft der neue Kommandant Werschinin aus Moskau ein, der nun die Stelle des Vaters übernimmt. Er ist ein alter Bekannter, und nun erhofft man sich neues Leben im Haus. Carp modernisiert Tschechow zuerst einmal mit einem kleinen ferngesteuerten Helikopter, den Irina (Angela Falkenhahn) zum Namenstag bekommt, doch noch stecken alle im gutsituierten Offiziersmilieu des 19. Jahrhunderts. Das ändert sich erst, als sich die Provinzschönheit Natalja (Nora Buzalka) Andrej, den hochbegabten Bruder der Schwestern, greift. Auch sie will aus ihren Kreisen heraus, aber sie verwirklicht ihren Traum in der Provinz, im Haus der Schwestern, das sie konsequent unter ihre Herrschaft bringt. Hier nimmt die Inszenierung nach der Pause Fahrt auf, auch das Bühnenbild gerät in Bewegung. Das Militär wird abgezogen, alle Träume sind vernichtet. Nur eine bleibt Gewinnerin: Nach und nach modernisieren sich auf der Bühne Optik und Nataljas Outfit, der Rest der Menagerie kann da nicht mithalten und ist nach den langen Jahren der Zermürbtheit auch zu schwach, sich dem noch zu wiedersetzen. Ihnen bleibt am Ende die einst heroisierte Arbeit. Aber nur noch in einem Callcenter von Natalja. Die ungewöhnliche Brücke zur Gegenwart ist gebaut. Schade, dass sie nicht der Anfang war.

„Drei Schwestern“ I Sa 5.2., 19.30 Uhr I Theater Oberhausen I 0208 857 81 84

PETER ORTMANN

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