Persönliche Fürwörter haben was für sich. Insbesondere wenn es im Theater um die Hauptpersonen eines Stückes geht. Zuerst geht es dafür im Februar nach Bochum, wo die „Parzival“-Version des Schweizer Theaterschreibers Lukas Bärfuß Premiere hat. Der hat den ollen Schinken fürs Theater in Hannover auf Vordermann gebracht. In Hagen kämpft Norbert Hilchenbach mit der Multikulti-Zweiakt-Oper „Gegen die Wand“ und Ulrich Greb in Moers mit der bösen „unsichtbaren Hand“, die alles steuert.
Er möchte Ritter werden. Doch eigentlich weiß Parzival von nichts. Nicht einmal seinen Namen. Seiner Mutter fragt er Löcher in den Bauch. Doch sie erklärt ihm nichts. Sie will ihn vor der Welt bewahren und hat ihn deshalb in der Einöde großgezogen. Aber Parzival will die Welt sehen. Er zieht los, trifft bald auf Artus und die Ritter der Tafelrunde und stellt immer die dümmsten Fragen. Doch der Junge ist stark, erschlägt den roten Ritter und legt sich seine Rüstung an. Ein alter Mann unterrichtet ihn. Sagt ihm, was er tun soll und was nicht: Vor allem soll er nicht mehr fragen. Und Parzival gehorcht. Dummerweise ist genau das ein Problem. Martina van Boxen führt Regie in den Bochumer Kammerspielen.
Sie ist eine junge Frau, deren unbändiger Hunger nach Leben sie in einen Selbstmordversuch treibt. Er, am Leben gescheitert, landet nach dem Versuch, sich ebenfalls das Leben zu nehmen, in derselben Klinik. Bei aller Verschiedenheit haben sie eines gemeinsam: Als Deutschtürken sitzen sie zwischen allen Stühlen. So werden Cahit und Sibel zum Paar – zunächst nur zum Schein, denn Sibel will mit einer Scheinehe mit einem Landsmann den engen Moralvorstellungen ihrer Familie entfliehen. Die tatsächliche Annäherung der beiden scheitert, als Cahit im Affekt Sibels Exgeliebten erschlägt. Am Ende beginnen beide, jeder für sich, ein neues Leben an einem neuen Ort. Norbert Hilchenbach inszeniert in Hagen die Zweiakt-Oper „Gegen die Wand“. Sie entstand nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin aus dem Jahr 2004. Der Komponist Ludger Vollmer, in vielen Genres und Stilen zu Hause, schrieb für diese Geschichte hochemotionale Musik, für die er neben westlichen Orchesterinstrumenten auch türkische Instrumente verwendet: die Laute Saz, die Blasinstrumente Kaval (eine Art Flöte), die oboenartigen Zurna und Mey, verschiedene Schlaginstrumente und ein Cimbalom (Hackbrett).
Es ist in Moers eine gespenstische Erscheinung: „Die unsichtbare Hand“. Die steuert den Markt zum Wohle und Reichtum aller, und das hat Adam Smith in seinem berühmt gewordenen Buch „Der Wohlstand der Nationen“ bereits Ende des 18. Jahrhunderts formulierte. Diese unsichtbare Hand macht sich den Spaß, Marionetten ins Feld zu führen, Narren der Ökonomie, die in einem zügellosen Kasperletheater der Macht ihre Spekulationsgeschäfte entfachen, Unternehmen zugrunderichten, Arbeitsplätze verbrennen und Menschen über Bord gehen lassen. Auf den Wellen der Globalisierung reitet man bis ans Ende dieser Welt, die die beste Welt ist, die wir haben, oder zumindest die einzige. Und wenn wir am Ende angekommen sind, dann ... ja, was dann? Textfassung und Regie von Ulrich Greb.
„Parzival” I Premiere: 18.2.,19.30 Uhr I Kammerspiele Bochum
„Gegen die Wand“ I Premiere: 26.2., 19.30 Uhr I Theater Hagen
„Die unsichtbare Hand“ I Premiere: 10.2., 19.30 Uhr I Theaterhalle Moers
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