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„Nussknacker“
Foto: Stefan Kühle

Ein bonbonbunter Spaß

20. Dezember 2012

Der Nussknacker am Theater Hagen – Theater Ruhr 01/13

Tschaikowskys „Nussknacker“ gilt als Inbegriff des braven Spitzentanzes unterm Weihnachtsbaum. Ricardo Fernando und seine kleine Compagnie am Theater Hagen haben nun die weihnachtliche Betulichkeit des Ballettlibrettos gegen die Skurrilität und Groteske der Märchenvorlage von E.T.A. Hoffmann getauscht. Und sie mischen noch ein paar Modernisierungen darunter. Herausgekommen ist ein knallbunter und munterer Tanztheaterabend, der gleichermaßen für Erwachsene und Kinder funktioniert.

Ausstatterin Petra Mollérus hat ein schiefwinkliges Haus im Stile expressionistischer Filme entworfen. Darin tummelt sich eine skurrile Schickimicki-Gesellschaft in edlen, schwarz-weiß-gemusterten Kostümen. Der Tannenbaum erinnert nur noch im Hintergrund an Weihnachten. Die Kinder scheinen den Eltern unterdessen eher lästig zu sein. Zu sehr sind sie und ihre Festgäste mit der Selbstinszenierung beschäftigt. Die größte Show zieht der Pate Drosselmeier ab. Aber der erste Eindruck täuscht. In Wirklichkeit ist Drosselmeier ein durchaus cooler Onkel für die Kinder, der sie mit seinen Geschichten vom Nussknacker und der Mäusekönigin sowie seinem – noch cooleren – (Elektro-)Schlitten in eine Traumwelt entführen wird.

Dort gibt es dann auch endlich Farben – und was für welche. Mollérus zieht für das bonbonbunte Wunderland des zweiten Akts alle Register. Fernando lässt dazu eine ganze Schar Kinder als Bonbons und Mäuse über die Bühne wirbeln. Und er unterzieht den Reigen der Süßigkeiten einiger Aktualisierungen. Statt Kaffee und Tee wie im Original lässt er Softeis und Waffeln über die Bühne tanzen. So offenkundig modern wie mit dem Inhalt der Geschichte geht Fernando übrigens keineswegs mit dem Tanz um. Der bleibt in seinen Grundzügen weitgehend klassisch. Nur behutsam und außerdem noch sehr geschickt baut er moderne Elemente ein – etwa am Anfang, wenn auch auf Tischen und Stühlen getanzt wird. Die Compagnie glänzt durch hohe Motivation und Präzision. Einen ebenso beachtlichen Job macht unterdessen der junge Dirigent David Marlow, der dem Orchester hörbaren Elan vermittelt. An diesem Abend springen die Funken zwischen Bühne und Orchestergraben vielfach hin und her. Ein großer Spaß!

„Nussknacker“ | 17.1.19.30 Uhr | Theater Hagen | 02331 207 32 18

KARSTEN MARK

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