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Ferdinand Hodler, Der Auserwählte, 1903
Öl auf Leinwand, 219 x 296 cm, Osthaus Museum Hagen

Erneuerung der Tradition

29. November 2012

Die Geschichte des Osthaus Museum Hagen – Ruhrkunst 12/12

Das Osthaus Museum Hagen zeigt derzeit eine erstaunliche Ausstellung, die das gesamte 20. Jahrhundert umspannt. Anhand seines Archivs und vor allem der eigenen Kunstsammlung wird die eigene Geschichte seit 1902 untersucht und mit herausragenden Kunstwerken vorgestellt. Ausgangspunkt sind die Leistungen von Karl Ernst Osthaus (1874-1921). Ausgestattet mit einem reichen Erbe, gründete Osthaus in Hagen ein Museum mit einer naturwissenschaftlichen Sammlung, einer Abteilung für Kunstgewerbe sowie einer mit Malerei. Osthaus und seine Frau waren im Museum aber auch Sammler und Ausstellungsmacher, die von ihren Reisen in den Mittelmeerraum kulturgeschichtliche Objekte einbrachten und ebenso der künstlerischen Avantgarde zugewandt waren. Osthaus bezog die Jugendstil-Künstler in die Gestaltung des Museums ein und stellte die expressionistischen Künstler der „Brücke“ aus. Christian Rohlfs wiederum konnte im Dachgeschoss des Museums wohnen. Binnen weniger Jahre entstand ein Museum von internationalem Zuschnitt mit Schwerpunkten im Impressionismus, Jugendstil und Expressionismus, das sich an die Bevölkerung richtete und Aufklärung betreiben wollte. Aber nach dem frühen Tod von Osthaus verkauften die Erben den Großteil des Bestandes an die Stadt Essen, die ihrerseits ein Folkwang-Museum errichtete. Sogar das Museumsgebäude wurde aufgelöst. Folglich ist die Geschichte des Hagener Museums auch eine der Verfehlungen und verpassten Chancen.

Die aktuelle Schau arbeitet die Brüche, aber auch Kontinuitäten bis zur heutigen Zeit hervor. Sie stellt, teils mit Leihgaben, das gesamte Spektrum der frühen Exponate vor und zeigt daneben die späteren Erwerbungen. Und sie integriert sogar eine zeitgenössische Präsentation mit dem 1984 in Hagen geborenen Fotografen Andy Spyra. Mithin verdeutlicht diese Ausstellung, dass das, was für uns heute als klassische Moderne etabliert ist, auch mal unbekannte Avantgarde war, die es eben wert war zu pflegen. In finanziell knappen Zeiten ist dies ein engagiertes Plädoyer zur Bedeutung der Kunst und zum Sinn der Museumsarbeit.

„Der Folkwang Impuls. Das Museum von 1902 bis heute“ | bis 13.1. | Osthaus Museum Hagen | www.osthausmuseum.de

THOMAS HIRSCH

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