Wenn es nicht angekündigt gewesen wäre, hätte man damit kaum gerechnet: Heinz Mack zeigt im Osthaus Museum 43 teils sehr große Gemälde auf beiden Etagen in einer Art Retrospektive der Malerei, die den Zeitraum von 1958 bis 2023 umfasst. Bekannt, ja berühmt wurde der 1931 geborene, in Mönchengladbach lebende Künstler als Mitgründer der Avantgarde-Gruppe Zero Ende der1950er Jahre. Mack erstellt seit dieser Zeit Reliefs und Stelen bevorzugt aus Metall und Glas, aber auch aus Stein, die mittels Kinetik oder Op-Art-Effekten ihren Reiz entfalten. Als „Gesetz“ der Zero-Künstler galt, nach den Trümmerlandschaften des Krieges sozusagen wieder bei null zu beginnen –unter Berücksichtigung des technischen Fortschritts und mit einem Schuss Utopie. Künstlerische Prinzipien sind (zunächst) der Verzicht auf Buntfarbigkeit und die Organisation des Werkes mittels Raster und Struktur anstelle konventioneller Komposition. Die Oberfläche kommt zur Schwingung, vibriert; Licht und Lichtbrechung werden zu zentralen Phänomenen.
„Licht ist Farbe“, sagt – über sechzig Jahre später – ein höchst vitaler Heinz Mack im Osthaus Museum. Er hat das Licht über die Jahrzehnte exzessiv erkundet, in der Sahara etwa, in der er Segel und Stelen aus Aluminium aufgestellt hat. Und Licht ist die Grundsubstanz seiner Gemälde, die aus ihrer Tiefe heraus hell leuchten. Ganz zu Beginn seines Werkes hat er als Farben lediglich schwarz-weiß verwendet; die Malerei aber 1964 eingestellt, über beide Ohren beschäftigt mit seinen anderen Medien und in der Annahme, dass die Malerei im Kunstbetrieb sowieso „zum Sterben verurteilt“ sei. Erst 1990 kommt er wieder auf sie zurück, nachdem er sich einen zweiten Wohnsitz auf Ibiza zugelegt hat, wo er bis heute arbeitet und „das beste Licht der Welt“ vorfindet. Das Licht habe ihn seither gefangen, und das Thema der Hagener Ausstellung mit Malerei sei Licht. Er bezeichnet seine Bilder als chromatische Konstellationen, die im Vibrieren die Lichtbrechung vor Augen führen.
Das zeigen schon die schwarz-weißen Bilder, bei denen sich rechteckige, mit dem Raster strukturierte Flächen überlagern, teils auch versetzt zueinander stehen und umso mehr in Schwingung geraten. Auch später, mit den Buntfarben, greift Mack diese Prinzipien und Wirkungen auf und wie originell er dabei ist und wie jedes Gemälde mit der Intensität seiner Leuchtkraft in den Bann zieht, kann man jetzt im Osthaus Museum erleben. Heinz Mack arbeitet mit und gegen geometrische Ordnungen und Systematiken. Er setzt teils transparente Flächen im Nebeneinander und im Umeinander auf die Leinwand. Das führt zu Gemälden mit Liniennetzen und mit Kreisformen. Auch sind kantige Kleinskulpturen in Farbe entstanden, die ganz von Farbe umfangen sind.
Alles fügt sich als Ausstellung zusammen, zumal die einzelnen Serien sehr klug für sich gehängt sind. Und dann gibt es doch am Ende des Rundganges einige Aluminiumreliefs und Stelen zu sehen, vielleicht auch, um das Werk aus der Sammlung des Osthaus Museums zu präsentieren. „Naja“, sagt Heinz Mack, „kann man machen.“ Und dann stellt er noch klar: „Ich bin stolz, dass ich male, aber es ist nicht meine einzige Passion“.
Heinz Mack - Das Licht in mir. Malerei | bis 3.9. | Osthaus Museum Hagen | 02331 207 31 38
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