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Unterwegs in Lichtspielhaus, Multiplex und Programmkino: Lisa Mertens
Foto: Presse

Es war einmal...

27. August 2015

Ein kurzer Abriss der Kinogeschichte – Vorspann 09/15

Das Multiplex: Für die einen die einzige Adresse für großes Kino, bei den anderen als bloßes Popcorn-Kino verschrien. Unabhängig von den persönlichen Präferenzen sei an dieser Stelle der Kinokette Cinemaxx gratuliert, die nun ihren 25. Geburtstag feierte. Wer die Jahre fix im Kopf zurückrechnet, wird auf das Jahr 1990 kommen. Das Jahr nicht nur der Wiedervereinigung und der Fußballweltmeisterschaft, sondern auch der erfolgreiche Beginn des Konzepts der Multiplex-Kinos. Anlass genug, einmal die Geschichte des Kinos Revue passieren zu lassen.

Bis das Bild überhaupt erst einmal laufen lernte, mussten viele einzelne technische Schritte gegangen werden, wie die Fotografie, die Nutzung des Zelluloids und die Laterna Magica. Dann schließlich kam Thomas Edison auf die Idee des Kinetoskops, ein Ein-Mann-Gerät, das 40-sekündige Bildstreifen zeigte. Dass eine Projektion viel vergnüglicher sei, da sie wie ein Wandertheater die eingeschworene Gemeinschaft der Zuschauer begeistert, darauf kamen kurioserweise zeitgleich die Brüder Skladanowsky in Berlin und die Brüder Lumière in Paris, wobei deren Vorführung am 28. Dezember 1895 als die Geburtsstunde des Kinos gilt. Die kurzen, meist witzigen bewegten Bilder, gezeigt in Vergnügungslokalen oder auf Jahrmärkten, wirkten auf die Zuschauer geradezu surreal real und es gab ein großes Hallo. Begleitet von zahlreichen Patentstreitigkeiten entwickelte sich die Technik weiter, eine Filmindustrie entwickelte sich, die Filme wurden länger, die „Kinos“ wurden größer. Auch die oberen Schichten waren dem Kuriosum Film nicht mehr abgeneigt, und so entstanden bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs die ersten großen Lichtspielhäuser.

Mit der Weimarer Zeit begann das goldene Zeitalter des Kinos. Die 1917 ins Leben gerufene Ufa fungierte als Bauherr für prunkvolle Paläste. Visionäre unter den Architekten bedachten Ränge, Orchestergräben und Vorrichtungen für aufregende Illuminationen. Parallel dazu sprossen die Aktualitätenkinos (AKIs) in Bahnhofsnähe und brachten das Neueste aus der Welt an Mann und Frau. Eine wichtige Rolle spielten sie zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, als die Deutsche Wochenschau ihre Propaganda verbreitete. Doch auch in den 50ern standen die Zuschauer Schlange an den Kassen der AKIs und BALIs, der Bahnhofslichtspiele, um sich dort in kurzen Filmbeiträgen Kultur, Nachrichten und Zeichentrick zum müßigen Gemüt zu führen. Bis diesen Betrieben mit den 70ern der Ruf des „Schmuddelkinos“ anhaftete.

Die großen Lichtspielhäuser wie die Lichtburg in Essen verbuchten in den 50ern ebenfalls Besucherrekorde, ließen die Crème de la Crème der deutschen Filmschaffenden über rote Teppiche schreiten, bis mit der Verbreitung des Flimmerkastens im Wohnzimmer die erste Kinokrise eingeläutet wurde. Große Theater wurden entweder zu Konsumtempeln oder zu sogenannten Schachtelkinos, in denen sich der Zuschauer die Knie an der Rückenlehne des Vordermanns scheuerte. Und rauchte und Bier trank. 1990 dann verschwanden viele dieser Schachtelkinos von der Bildfläche, als die großen, modernen Kinos zu Zuschauermagneten wurden, wie das UCI Bochum oder das Cinemaxx Essen.

Heute haben wir im Ruhrgebiet von allem etwas: Lichtspielhäuser für Premieren, Multiplex-Kinos, kleine Programmkinos und sogar Bahnhofskinos. Es bleibt zu hoffen, dass diese Vielfalt erhalten bleibt und wir weiterhin Kinos zu Jubiläen gratulieren können.

Lisa Mertens

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