Von Duisburg bis Dortmund, von Herten bis Witten: Das Extraschicht-Festival bietet wieder acht Stunden Programm kreuz und quer durchs Ruhrgebiet. Zum Beispiel der Duisburger Landschaftspark Nord: Das Gelände wird gerahmt von fünf Hochöfen, der letzte 1985 abgeschaltet. Ab 1901 wurde im Thyssen-Werk Roheisen produziert – seit 1994 kann man hier stattdessen klettern, tauchen, tanzen (beim Traumzeit-Festival, 21.-23.6.) oder sich einfach darüber freuen, wie sich die Natur nach und nach ihr Terrain zurückerobert. Das Ruhrgebiet ist bekanntlich voll von solchen Industriekathedralen. Bei der Extraschicht kann man die für 20 Euro Eintritt im Vorverkauf (oder 24 Euro am Tag selbst) alle abfahren, von 18 bis 2 Uhr morgens. Im Ticket inbegriffen: Shuttle-Busse und ÖPNV für die 19 Städte und 35 Spielorte. Seit 2001 gibt es das Festival.
Da ich für den trailer über Musik schreibe, habe ich mir das Programm daraufhin besonders angeschaut und drei Programmpunkte herausgesucht. Der erste findet in der Eingangshalle des Bochumer Hauptbahnhofs statt, was praktisch ist, möchte man noch zu den anderen Stätten. Zur Einstimmung spielen dort von 17.30 bis 19 Uhr Die Zwei und von 19.30 bis 21 Uhr ArtBeat. Dieses Musikprogramm ist übrigens kostenlos und noch ohne Ticketkontrolle. Die Zwei sind Beate Lucas und Andreas Koll, genannt Kollani. Die beiden covern mit Akustikgitarren, Harmoniegesang und teils Percussion Popsongs aus allen Epochen, angefangen bei den Beatles. Das ist an sich nichts Besonderes, doch wie die beiden das machen, ist ansteckend und macht Laune – auch weil sie die Songs so klasse singen. Sie covern, was sie lieben, und wir lieben, wie sie covern. Schon erlebt.
Ich werde mich dort losreißen müssen, damit ich um 19 Uhr am Dortmunder U bei Charlotte Brandi und Andy Strauß bin. Die ursprünglich aus Dortmund stammende Musikerin macht originelle, vertrackte, schräg-eingängige Rocksongs mit klugen Texten ohne Blatt vorm Mund. „An den Alptraum“ heißt ihr Album, welches vom Rolling Stone zu den besten des Jahres 2023 gekürt wurde, zu Recht. Sie wird daraus Songs spielen, aber auch zusammen mit Poetry Slammer und Multitalent Andy Strauß, wie es heißt, „Welthits aus Musik und Literatur auf teils tröstliche, teils verstörende Weise“ neu interpretieren.
Wer dann noch so frei ist, keine Babysitter:innen ablösen oder Katzen füttern zu müssen, kann noch u.a. zu Jazz mit dem Vincent Meissner Trio auf Zollverein fahren und/oder bis 2 Uhr an den verschiedensten Stätten Drohnen-, Laser-, Feuer- oder Lichtshows genießen.
Extraschicht 2024 | Sa 1.6. | div. Orte im Ruhrgebiet | www.extraschicht.de
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