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Mayo, Coups de bâtons, 1937, Öl/Lw, 167 x 243 cm, Grossetti Collection, Mailand, © ADAGP, Paris 2017
Foto: courtesy Kunstsammlung NRW, Düsseldorf

Ferner Surrealismus

31. August 2017

„Art et Liberté“ in Düsseldorf – Ruhrkunst 09/17

Der Surrealismus in Westeuropa wird ein bisschen vom Verführerischen des Pittoresken und unglaublicher Kombinatorik dominiert. Dass dieser Kunststil in Intention und Form viel mehr beinhaltet, unterstreicht nun eine erstaunliche Ausstellung im Haus K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen am Düsseldorfer Grabbeplatz. Thema ist die Gruppe „Art et Liberté“, die sich 1938 aus Künstlern, Literaten und Intellektuellen zusammengeschlossen hat. Ihr Gründer, der ägyptische Dichter und Literaturkritiker Georges Henein, stand in Kontakt mit den französischen Surrealisten um André Breton – die ägyptischen Kulturschaffenden bekamen überhaupt sehr genau mit, was in Mitteleuropa geschah: dass Faschismus und Nationalismus an die Herrschaft kamen, Kolonialismus forciert wurde, sich Krieg zusammenbraute und Künstler diffamiert und zunehmend verfolgt wurden. Darauf reagiert „Art et Liberté“ ganz direkt in seinem Manifest „Es lebe die entartete Kunst!“ aus dem Dezember 1938. Aber auch im eigenen Land war die Situation kaum zu ertragen. Das Militär marschierte auf, das politische und gesellschaftliche Klima war instabil, die Armut kaum zu ertragen.

Das ist der Hintergrund für die Gemälde und Zeichnungen im Umfeld von „Art et Liberté“; er erklärt die Fragmentierung des menschlichen Körpers und die Schilderung von Prostitution in den Bildern. Zugleich tauchen „typische“ Motive und Formlösungen französischer oder spanischer Kunst auf. Vorgestellt wird mit der „Groupe de l'art contemporain“ zudem eine weitere Künstlervereinigung, die erst recht nach der Revolution 1965 fragte, was ägyptische Kunst eigentlich sei. Zahlreiche Dokumente ergänzen die Ausstellung, die einen anderen Kontinent ins Zentrum rückt und Fragen wie Globalisierung und Identität zwischen eigener Schöpfung und Aneignung anspricht. Der Clou ist die Präsentation in relativ kleinen Räumen, in denen noch Filme laufen und die Atmosphäre des Mediterranen und der fragilen Verhältnisse zum Ausdruck bringen. Extern kuratiert und im Rahmen einer Tournee übernommen, ist die Ausstellung eine gute Sache mit vielen Unbekannten.

„Art et Liberté“ | bis 15.10. | K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen | 0211 838 12 04

Thomas Hirsch

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