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21 Gramm

21 Gramm
USA 2003, Laufzeit: 125 Min., FSK 12
Regie: Alejandro González I–árritu
Darsteller: Sean Penn, Benicio Del Toro, Naomi Watts, Charlotte Gainsbourg, Melissa Leo, Clea DuVall, Danny Huston, Paul Calderon, Marc Musso, Teresa Delgado, Stephen Bridgewater, Catherine Dent, David Chattam, Annie Corley, Eddie Marsan

Kino ist ein Umschlagplatz für Mythen jeglicher Art. In Alejandro González I?árritu's Film "21 Gramm" geht es um archaische Zusammenhänge von Schuld und Sühne. Ein Autounfall verbindet die Lebenswege dreier Personen auf schicksalhafte Weise. Berührende Tragödie, die großartiges Schauspielerkino ist. In dem Moment, in dem ein menschlicher Körper stirbt, wird er 21 Gramm leichter. Als ob die Essenz des menschlichen Daseins die körperliche Hülle verlässt. Ist es das Gewicht der Seele? "21 Gramm" lautet der Titel des neuen Films von Alejandro González I?árritu und verweist auf diesen mysteriösen, unerklärbaren Umstand. Eine Antwort darauf gibt der Film, Gott sei Dank, nicht. Wie bereits in seinem viel beachteten Debüt "Amores Perres" verbindet der mexikanische Regisseur die Lebenswege der Protagonisten durch einen tragischen Unfall. Der Tod treibt die Geschichte voran. Jack Jordan (Benicio Del Toro) hat sich nach seiner Haftstrafe zu einem fanatisch religiösen Familienvater entwickelt. Er will mit Jesus und der Kirche auf dem rechten Weg bleiben und für seine Familie sorgen. Als er auf der Heimfahrt aber einen Mann und zwei Mädchen überrollt, fährt er einfach weiter. Seine heile Glaubenswelt bricht zusammen. Er beginnt an Gott zu zweifeln. Für den schwer herzkranken Mathematikprofessor Paul Rivers (Sean Penn) ist das tödliche Unglück ein Segen. Endlich erhält er die lang ersehnte Herztransplantation. Doch Paul möchte mehr über den Spender Michael Peck (Danny Huston) erfahren. Seine Nachforschungen über den Unfall führen ihn zu Jack und Pecks Frau Cristina (Naomi Watts). Nach dem Tod ihrer Familie lebt sie zurückgezogen und verfällt wieder den Drogen. Doch dann verliebt sie sich in Paul. Zusammen beschließen sie Jack zu töten. I?árritu montiert die einzelnen Handlungsstränge nicht in einer logischen, zeitlichen Reihenfolge, sondern zerstückelt sie fast nach Belieben. Für den Betrachter wird so die Orientierungslosigkeit und Haltlosigkeit der Figuren nachvollziehbar. Die ausgebleichten Bilder von Kameramann Rodrigo Prieto ("8 Mile") verstärken den Eindruck. Fast jede Einstellung wurde mit einer leichten Handkamera gedreht. In seiner berührenden Tragödie nähert sich I?árritu der menschlichen Seele. Er verwendet dabei Motive des gnostischen Welterklärungs- und Erlösungsmythos. Alle Figuren machen existentielle Erfahrungen. Erst durch den Tod entdecken sie das Leben und die Menschlichkeit. Der Film orientiert sich dabei ganz und gar an der Realitä,t und dennoch spürt er etwas vom Geheimnis des Lebens, von Liebe, Schuld und Gnade auf. Einen großen Anteil an dieser Leistung haben die exzellenten Darsteller. Wenn Sean Penn ("Mystic River") als herzkranker Paul Rivers schwer atmend durch die Wohnung schlurft, um heimlich am Badezimmerfenster eine Zigarette mühsam zu inhalieren, dann schmerzt einem als Zuschauer die Brust. Für sein US-Debüt konnte Regisseur I?árritu namhafte Schauspieler gewinnen. Alle drei Hauptdarsteller wurden für ihre Leistungen bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet. Naomi Watts ("Mulholland Drive") spielt die Rolle der zerbrochenen Ehefrau und Mutter eindrucksvoll. Für so eine Leistung geben Amerikaner auch gerne mal einen Oscar. Auch Benicio Del Toro ("Traffic") hat schon so ein Figürchen. Wie heißt es in Goethes Faust: "Wer ewig strebend sich bemüht, den können wir erlösen.?

(Stefan Ortmann)

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