A Most Wanted Man
USA, Großbritannien, Deutschland 2014, Laufzeit: 121 Min., FSK 6
Regie: Anton Corbijn
Darsteller: Philip Seymour Hoffman, Rachel McAdams, Grigoriy Dobrygin, Willem Dafoe, Robin Wright, Nina Hoss, Daniel Brühl
>> www.senator.de/movie/a-most-wanted-man
Marionetten
Matt513 (266), 30.10.2014
heißt die deutsche Fassung des Romans von Le Carré. Der Spion möchte andere tanzen lassen und tanzt selbst nur so, wie man ihn läßt. Argwohn prägt das Verhältnis vermeintlicher (Waffen-)brüder, weil da eine Seite ist, die meint, es immer besser als die anderen zu können. Dabei läßt man für den selbst begangenen Fehler wohlfeil den 'kleinen' Bruder am Pranger stehen; 'hat in der großen Runde nichtmals den Anstand jenen zuzugeben.
Seit den Anschlägen in Manhattan steht Hamburg unter besonderer Beobachtung, so beginnt der Film. In der Realität zeugt es jedoch schon von Chuzpe zu behaupten, daß der Terror des 11. September "in Hamburg seinen Anfang nahm" (und NB: zeugt es ebenso davon, mit dieser Behauptung die Aushorchung eines sog. Verbündeten in unerhörtem Ausmaß zu rechtfertigen). Die Gemengelage, die wir im Film im Kleinen vorgeführt bekommen, ergibt sich im Großen eben, wenn Supermächte anderen Ländern ihren großen Stiefel aufs Kreuz stellen. Und so wie die Wurzeln von 9/11 viel weiter zurückreichen, so hat das Gebaren der Besatzer in Tschetschenien irgendwann dazu geführt, daß sich die Bevölkerung radikalisiert, aus schierer Verzweiflung wohlbemerkt. Kommt dabei der Islam ins Spiel, gewinnt die Sache eine weitere, tödliche Dimension. Dieses Spiel ist nicht mehr aufzuhalten, danach sieht es aus. Darin sind wir alle bloß noch Marionetten.
Erwartungshaltung
tinetuschen (142), 09.10.2014
War vor ein paar Wochen in einer Preview die eigentlich im O-Ton sein sollte, dann aber doch syncronisiert war. Ich glaube dies ärgerte mich so, dass darüber mein Urteil über den Film etwas zu harsch ausfiel. Im Grunde sehr solide Unterhaltung, Hoffmann wie immer brilliant und müde, mit dem Hintergrundwissen seines realen Todes noch wirksamer. Nina Hoss hat sich neben ihm sehr gut gehalten ... Das Ende gefiel mir sehr gut. Ich werde ihn mir mit weniger Grummeln im Bauch irgendwann nochmal ansehen.
Fertig
Das Auge (335), 28.09.2014
Der Film spielt in Hamburg, was eine eigene Qualität mit sich bringt. Hamburg bietet als alte und reiche Handelsstadt den perfekten Hintergrund für eine Story, die viel mit Geschichte und Beziehungen, die schon länger bestehen aber auch neu geknüpft werden, zu tun hat. Hoffmann spielt den fertigen Geheimdienstler, der besser schon früher aufgehört hätte, aber wie er selbst sagt: Man kommt aus der Nummer nicht mehr raus. Er hat noch Restanstand, die anderen schon nicht mehr oder sie sind realistischer, dies bleibt ungeklärt. Alles ist ambivalent und Gewinner sind nirgends zu sehen. das Gute mit schlechten Mitteln erreichen zu wollen ist vielleicht nur eine Schutzbehauptung, ein Deckmäntelchen fürs Gewissen, es lebe der Alkohol als Schmiermittel fürs weiter funktionieren. Prost!
Dafoe kann auch alles spielen. Er gibt den Banker, der tut was er tun muss, kühler Geschäftsmann, der abwägt und eigentlich immer aufs richtige Pferd setzt, allerdings als Neutrum und Werkzeug von allen genutzt wird.
Good bye Philip Seymour!
woelffchen (597), 14.09.2014
„Die Welt ein wenig sicherer zu machen“ ist das Credo des Geheimermittlers Günther Bachmann (Ph. S. Hoffman), ein allgemeines Versprechen, das bis heute nie eingehalten wurde und auch kaum eingehalten werden kann, denn die Botschaft auch dieses Films heißt: Vom Islam geht heute die größte Bedrohung für den Weltfrieden aus. Das zeigt dieser Krimi von Anton Corbijn sehr deutlich. Ein Film auf hohem Niveau, handwerklich perfekt, mit einer nachvollziehbaren Geschichte, engagierten Schauspielern und einer ordentlichen Portion Spannung. Alles beherrschend die Figur von Philip Seymour, den wir leider von nun an nicht mehr in neuen Filmen sehen werden. Bye bye Philip!
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24