Alles für meinen Vater
D/ISR 2008, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Dror Zahavi
Darsteller: Hili Yalon, Shlomo Vishinsky, Shredi Jabarin, Rosina Kambus, Shadi Fahr-Al-Din
Zwangspausieren
carinho (18), 10.03.2009
Tarek, ein junger, viel zu ernsthafter Palästinenser und ehemaliger Fußballstar bei Makkabi Nazareth bekämpft seine diffuse Wut, seine Orientierungslosigkeit und vielleicht auch seine Schuldkomplexe bis zur letzten Konsequenz: er geht mit einem Sprengstoffgürtel ausstaffiert am helllichten Tag auf den dichtgedrängten Tel Aviver Markt. Ironie des Schicksals - oder besser gesagt, Kismet -, dass der Zünder defekt ist, und Tarek für ein paar Tage darauf angewiesen, vor Ort mitten unter und vor allen Dingen mit seinen vermeintlichen Feinden zurechtzukommen.
Regisseur Dror Zahavi hätte auf große Effekte setzen können, oder aber auf Gefühlsduselei - tut er aber nicht. Das kommt dem Film insgesamt zugute, kann doch so in einer Reihe von einfachen, aber ungemein eindringlichen und unmissverständlichen Alltagsszenen die Wucht des Themas noch am besten vermittelt werden.
Den Zuschauer erwartet keine reumütige Nabelschau eines geläuterten (?) Terroristen oder ein fröhliches Get-Together von Israelis und Arabern, die von jetzt auf gleich Kriegsbeile beiseite legen und Vorurteile vergessen, sondern eine verblüffend menschennahe, spannende "Studie" über eine verlorene Generation von sogenannten Gotteskriegern, die am Ende mit der bitteren Erkenntnis leben muss, dass sie ihrem eigenen Paradoxon aufsaß. Dabei verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse, Feind und Freund - nicht zuletzt da, wo sich Selbstmordattentate als nur eine Spielart von religiösem Fundamentalismus entpuppt.
Wäre der Film nicht so beklemmend zeitgemäß in seinem Fatalismus, hätte man ihn getrost als moderne Parabel oder Märchen bezeichnen können. Würden die Darsteller ihre Rollen nicht so überzeugend mit Leben ausfüllen, sähe man sich den Streifen mit dem ewigen moralischen Zensor im Hinterkopf an, den man allen voran den Massenmedien zu verdanken hat.
So aber wird mit den Erwartungen gebrochen: Man kommt nicht umhin, die Zerrissenheit und Tragik von Individuen mitzuerleben, ja sogar nachzufühlen. Tareks ohnmächtige Wut, die sich anfangs gegen Unbekannt richtet, spüre auch ich, die ich im Kinosaal sitze. Wenn es denn eine politische Aussage gibt, dann ist es die: Menschlichkeit.
Erzählerische Dichte
govrim (16), 28.01.2009
Mir hat die Schilderung der Figuren und deren Spiel gefallen. Teilweise ein Kammerspiel auf und neben der Straße zeigt der Film eine Vision. Dabei bleibt die Realität mit der Unmenschlichkeit einer rücksichtslosen Gewalt zur Durchsetzung von "gerechten" Zielen gegenwärtig. Unbedingt hingehen!
Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24