Das Kabinett des Dr. Parnassus
F/CDN/GB 2009, Laufzeit: 122 Min., FSK 12
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Johnny Depp, Heath Ledger, Jude Law, Colin Farrell, Christopher Plummer, Tom Waits
Der Teufel ist der freieste Mensch
chriz (2), 05.02.2010
Na so kompliziert ist es nun wirklich nicht ...
Wer diesen Film sieht muss nicht so höllisch wachsam sein wie die Figuren des Kabinetts. Doch wer denkt, Phantasie und Geschichten erzählen alleine erlöse die Welt, ist schon nach ein paar Metern dem großartigen Mr. Tom (Nick) Waits himself auf den Leim gegangen.
Der klassische Kampf Gut gegen Böse hat hier etwas andere Vorzeichen und Dimensionen. Denn Phantasie ist nur das Symptom der Freiheit. Doch der Teufel ist der freieste Mensch und duldet keine Nebenbuhler.
Andere Mächte gibt es nicht, mit Ausnahme des reinen Glaubens an die eigene Einzigartigkeit. Ein Heiliger (Christopher Plummer passt in seiner tragischen Rolle nicht weniger gut) ist also auch nur ein schrulliger armer Teufel, der mit ein paar Tricks ausgestattet das Geschichten-Spiel aufgenommen hat, um uns Schäfchen ein wenig Nachhilfe zu geben.
Doch zuviel Macht steigt zu Kopf. Und wer höher steigt, verliert! Den Boden, sich und auch andere, egal welches Ziel er nun hatte. Das Leben ist eben kein Spiel, sondern eine ständige Entscheidung. Aber nur wer spielt kennt auch die Regeln und hat den Respekt des Teufels ... Der Rest ist Lamm.
So gesehen ein phantastisch idealistischer Film, der Dich ein bischen an der Nase herum, aber nach allen Höhenflügen genial aufgelöst auch wieder zurück zum einfachen Sinn des Lebens führt.
Okay, ein wenig Zugang zu Monty Pythons kauzig karikierendem Stil muss man schon haben und darf kein Hochglanz-Superhelden-Duell erwarten. Ein guter Kontrast zwischen überschäumender Erzähllust und schrullig-tragischer Realität.
Das Highlight ist für mich der Rollenwechsel der 4 "Stars", denn jeder passt vom Typ exakt zur jeweiligen Entwicklungsstufe: menschlich, diabolisch, verrückt, dekadent.
Der letzte Surrealist
Dulliros (11), 04.02.2010
Terry Gilliam ist mal wieder eine Garantie für traumhafte, surrealistische Bilder. Diesmal weniger verstörend wie bei "Fear and Loathing" oder "Twelve Monkeys sondern eher humorvoll verspielt wie in "Münchhausen". Gilliam ist der Letzte dieser Kunstrichtung, die eigentlich schon als ausgestorben gilt.
Bester Schauspieler des Films ist für mich Tom Waits. Es hat aber auch die beste Rolle. Ich liebe fiese, zynische, spielende Teufel. Ist ja auch viel interessanter als der Typ mit den Hörnern und den Bocksbeinen.
Es war ein Geniestreich von Gilliam die Ledger-"Vertreter" Depp, Law und Farrell durch Maske und Kostüm aneinander anzupassen. So entstand der Eindruck es sei "irgendwie derselbe aber doch irgendwie ein anderer".
Ehrlich gesagt wundere ich mich über diejenigen, die bei der Handlung nicht durchblicken. Sooo komplex ist das Ganze nun wirklich nicht. Es ist halt alles ein Spiel ;-)
Vier Sterne
Märchenhaft
pyth (3), 19.01.2010
Es gibt sie noch, die "Märchenerzähler"! Mit visuell überbordender Phantasie und exzellenter Schauspielerriege schafft es Gilliam mal wieder zu fesseln. Wer hier den roten Faden nicht findet, den stört es entweder auch nicht, oder er hat hinterher Gelegenheit, mal ein bisschen über die reichhaltige Symbolik in dem Film nachzudenken. Letztlich ist der Mensch doch "frei", sagt auch Mr. Nick!
Viele trauern um Heath, aber solange es solche wie Johnny (seine Mimik in Großaufnahme ist eines meiner persönlichen Highlights!), Jude und Colin gibt, hält sich der Verlust, natürlich rein schauspielerisch betrachtet, in Grenzen!
(Sogar die guten alten "Pythons" werden hier zitiert, z.B. bei den tanzenden Polizisten in Miniröckchen.)
Phantasievoll
woelffchen (597), 18.01.2010
Phantasievoller Kuddelmuddel, wo keiner genau weiß, warum, weswegen und wohin.
Jedoch: Wenn man die Szenen in ihrer prächtigen Farbenfülle und die Eigenart der diversen Charaktere einfach optisch auf sich wirken läßt, ohne zu versuchen, dem Ganzen einen gewissen Sinn oder inneren Zusammenhalt abgewinnen zu wollen, wenn also das Optische federführend ist in einer Aneinanderreihung von z.T. skurrilen Szenen mit ebenso skurillen Personen, kann ein irgendwie recht interessanter Eindruck zurückbleiben.
Und das ist ja immerhin auch schon etwas!
Versponnen
Raspa (392), 16.01.2010
Auch mir fehlt in diesem Film der rote Faden, ich fand die Handlung kraus und verworren. Die Traumsequenzen waren mit großem Aufwand hergestellt, wirkten aber bisweilen wie eine seltsame Mischung aus Yellow Submarine und den Tricksequenzen aus Monty Python, nur eben alles in größeren Dimensionen als dort. Alles in allem hinterließ der Film bei mir keinen wirklich nachhaltigen Eindruck, Heath Ledger hin oder her.
Sehr sehenswert
TERMINATOR (27), 15.01.2010
Hallo, mir hat der Film sehr gut gefallen, ich würde den sogar nochmal sehen, die erste Hälfte des Films ist meisterhaft gedreht worden, zum Träumen und gleich zum Nachdenken gemacht. Ja, man kann sagen, daß der Film in der zweiten Hälfte schwächelt, aber wenn man an den ersten Teil zurückdenkt ... ist es überflüssig und schwachsinn den Film mäßig bewertet.
Im Metropolis habe ich den Film vor 5 Tage gesehen und nachinhein finde ich den Film immer besser, so gut Metapher, habe ich selten ins Kino gesehen: in den surrealistischen Bilder steckt viel Wahrheit über unsere Welt und in der Geschichte als Wette umso mehr. Die Art und Weise wie diese gezeigt werden spricht für Terry Gilliam.
Phantasie und Teufel
otello7788 (554), 12.01.2010
Daß Mr.Gilliams Filme nach Spätfolgen von Drogenexperimenten aussehen, ist in seinem bisherigen Schaffen oft nicht zum Nachteil gewesen. Brazil, König der Fischer und Fear and Loathing sind surrealistische Meisterwerke, die singulären Status in der Kinogeschichte haben.
Surrealistisch und bizarr ist auch das "Kabinett", aber es fehlt ein roter Faden. Die ledigliche Aneinanderreihung phantasievoller Szenen läßt einen leider nur selten in den Film eintauchen. Sogar die Spannung bleibt mitunter auf der Strecke.
Bei allem Meckern sollte man nicht vergessen die bemerkenswerte Schauspielerriege zu loben. Tom Waits ist ein klasse Teufel und Heath Ledgers früher Abgang im echten Leben ein wirklicher Verlust.
Nanü?
Cinemoenti (173), 11.01.2010
Die Bilder bzw. Kulissen sind stellenweise bezaubernd schön! Die Handlung dagegen... ich bin einfach nicht daraus schlau geworden. Aber vielleicht ging es auch gar nicht um Handlung.
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund