Der große Crash - Margin Call
USA 2011, Laufzeit: 110 Min., FSK 6
Regie: J.C. Chandor
Darsteller: Kevin Spacey, Paul Bettany, Jeremy Irons, Zachary Quinto, Demi Moore, Penn Badgley, Simon Baker, Mary McDonnell, Stanley Tucci
>> www.dergrossecrash-derfilm.de
Spannend ohne Verfolgungsjagd
mobile (174), 23.10.2011
Der Film wirkt oberflächlich betrachtet total ruhig, die Menschen gefasst trotz der bevorstehenden Katastrophe. Wenn man sich aber einlässt auf die Geschichte, auf die feinen Zwischentöne, die Mimik und Gestik, dann ist er richtig spannend. Auch ohne die Hintergründe genau zu kennen oder Vorwissen über diese Finanzaktionen zu haben, kann man der Geschichte gut folgen und versteht das Wesentliche: Die Gier von allen, die solche Anlagen tätigen, und die Finanzmenschen, die damit rumjonglieren, um noch mehr Profit zu machen, sind Schuld an unserer Finanzkrise.
Ganz großartig
woelffchen (597), 20.10.2011
Besonders interessant in der heutigen Zeit, wo sich fast alles um die Finanzkrise dreht, zu erfahren, was so hinter den Kulissen abgeht.
Dank des sehr lehrreichen Beitrages von "kopego" ist dieser Film, der handwerklich sehr gut gelungen ist, spannend und mit sehr engagierten Schauspielern etc., ein Lehrstück über die Finanzbranche und ihre Machenschaften.
Empfehlenswert für alle, die sonst wenig Einblick ins große Money-Business haben und sich ggf. fragen, wo ihre Investitionen geblieben sind.
Na also,
Dirk68 (13), 20.10.2011
es gibt noch gute Filme! Absolut kurzweilig und empfehlenswert.
Danke...
observer (198), 10.10.2011
...für diesen höchst interessanten Beitrag. Jetzt mach ich auch so nen MARGIN CALL, zumindest im Kino.
Wissen Sie, was Margin ist?
kopego (10), 09.10.2011
Ich schreibe hier aus eigener Zockererfahrung. Es gibt tatsächlich (ich konnte es erst auch nicht glauben) sog. Investmenthäuser, die Privatanlegern (Zockern) einen Kredit auf ihre Einlage gewähren. Ohne weitere Sicherheiten! Ich verrate Ihnen hier nicht die Bank, die das macht. Es gibt sie noch. Mit dem 10 bis 20-fachen Ihrer Einlage dürfen Sie dann Zocken. Natürlich auf eigenes Risiko. Wenn Sie sich verzocken, müssen Sie nachschießen, so nennt sich das, und dieser Kredit nennt sich Margin und ist ganz und gar nicht marginal. Ihre Gewinne können exorbitant sein, Ihre Verluste ruinierend. Sie dürfen auf steigende und fallende Kurse zocken, und auf fallende müssen Sie nicht mal Zinsen auf Ihr Margin zahlen. (Sie können mir glauben, dass es so ist, und wer ordentlich zockt, der weiß, dass es so ist.) Ich bekam einfach nur Angst vor dieser Möglichkeit und bin ausgestiegen. Meine Nerven hielten nicht durch und mein Gewissen wurde immer schlechter. Der Begriff Margin Call war mir bisher noch nicht untergekommen, aber ich ahnte gleich, in welchem übertragenen Sinne der Filmtitel gemeint sein könnte. Vorab bemerkt, der Film ist äußerst sehenswert und sollte in Programmkinos gezeigt werden. Ich interpretiere den Filmtitel in folgendem Sinne: Der, die oder das Margin holt sich die Zockerbank bei ihren Anlegern (die übrigens nicht zu bemitleiden sind) durch einen indirekten Betrug zurück, der nicht so einfach zu durchschauen ist, da er halblegal ist. Die Bank ruft in einem gewissen Sinne bei ihren Kunden "ihr" Margin ab, und die Kunden gehen - natürlich - leer aus. Ohne ein gewisses Vorwissen, was in Zeiten der Finanzkrise aber eigentlich jederfrau und -mann haben sollte, scheint der Film nicht ganz verständlich. Man sollte eine Vorstellung davon haben, was ein Derivat oder ein Zertifikat im Börsengeschenen darstellt. Das vereinfacht das Verständnis, ist aber nicht unbedingt notwendig, weil der Film die menschliche Seite einer Struktur aufzeigt, die, wie wir alle wissen, globale Ausmaße angenommen hat. In der Bank des Films (nun erkläre ich es doch) geht es um Kreditderivate. Das sind viele Einzelkredite, die zu einem Zertifikat zusammengefasst wurden und von der Bank zum Kauf und zum Handeln an der Börse angeboten wurden und von denen sie selbst auch noch haufenweise in dem eigenen Depot liegen hat. Diese Derivate sind von der Bank in der Bilanz überbewertet worden, um durch die Bilanzsumme die eigene Kreditwürdigkeit zu erhöhen. Also im Prinzip Bilanzbetrug, aber wer sollte das schon überprüfen können? Die Börsenaufsicht oder eine Wirtschaftsprüfung oder eine Steuerprüfung? Solange die Derivate in den eigenen Depots liegen, müssen ja auch keine Steuern bezahlt werden, erst von dem Gewinn, wenn sie verkauft werden. Und woher der Gewinn kommt, interressiert das Finanzamt nicht. Hauptsache, sie versteuern. Das Dumme an solchen aufgeblasenen Derivaten ist, dass sie voller virtuellem Geld stecken. Wer sie aber kauft, muss sie von wirklichem Geld bezahlen. Deshalb druckt die EZB wie verrückt frische Euros, von den Dollars ganz zu schweigen. (Seit über zwei Jahren gären mehrere Billionen Dollars Hypothekenderivate vor sich hin, die nur auf ihren Ausbruch warten.) Die Bank in dem Film beschließt, diesen Ausbruch herbeizuführen, weil sie sich in der Einschätzung ihrer Kurserwartung etwas zu weit vorgewagt hat und die eigentliche Kursentwicklung lieber nicht abwarten will. Sie verkauft ihre überbewerteten Papiere, verschlankt sich etwas (baut Personal ab) und nimmt auch eine Rüge der Börsenaufsicht in kauf. Das ganze ist nicht weltbewegend, führt auch zu keinem globalen Finanz-GAU, nur die Anleger werden geprellt, die in ihrer Gier den Hals nicht voll bekommen konnten. Lohnt eigentlich keinen Bericht darüber. Der Film zeigt die Menschen, die dahinter stecken, und die im Bewusstsein dessen, was sie tun, es auch auf einen GAU ankommen lassen würden, sich so etwas aber eigentlich auch gar nicht vorstellen können. Sie ahnen nur ansatzweise, welche Folgen ihr Tun heraufbeschwören könnte, und lassen es darauf ankommen. Trotz der Starbesetzung ist der Film ein kleines Meisterwerk. Er kontrastiert die Stimmungen der Beteiligten mit der Brisanz ihres Jobs. Er zeigt in langen, beängstigend dichten Einstellungen den Gegensatz zwischen menschlichem Fassungsvermögen und der notwendigen Hektik und Unüberlegtheit ihrer Reaktion. Der Film scheint völlig unspektakulär. Er zeigt nur das menschliche Unvermögen, seinen wahnsinnigen Anspruch und seine Arroganz. Mehr nicht. Auf weitere Vergleiche will ich hier verzichten, aber sie drängen sich auf.
Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Ruhrgebietsfilmgeschichte erleben
„Glückauf – Film ab!“ im Essener Ruhr Museum
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24