Der Krieg des Charlie Wilson
USA 2007, Laufzeit: 97 Min., FSK 12
Regie: Mike Nichols
Darsteller: Tom Hanks, Julia Roberts, Amy Adams, Philip Seymour Hoffman, Rachel Nichols, Erick Avari, Cyia Batten, Mayte Garcia, Om Puri, Spencer Garrett, Maulik Pancholy
Der Kongressabgeordnete Charlie Wilson rutscht Anfang der 80er Jahre eher unfreiwillig in den Afghanistan-Konflikt. Zusammen mit der reichen Texanerin Joanne Herring und dem grobschlächtigen FBI-Agenten Gust Avrakotos organisieren sie die Unterstützung gegen die russischen Invasoren.
Der Film erklärt sich gleich zu Beginn selbst: Charlie Wilson (Tom Hanks) sitzt mit nackten Stripperinnen im Whirlpool, und ein koksender TV-Produzent ersucht ihn um Unterstützung für eine TV-Soap: So etwas wie Dallas will er machen, nur unter Politikern in Washington. „Der Krieg des Charlie Wilson“ ist so etwas wie Dallas. Nur geht es hier statt um Öl um internationale Politik. Die selbstironische Ebene gibt es natürlich gleich mit – sonst wärs ja nicht zum Aushalten.
Wilson ist ein Mann mit vielen Schwächen. Der Kongressabgeordnete trinkt gerne, hat Affären und nimmt auch mal Drogen. Trotzdem wurde er schon mehrfach wiedergewählt. Sein offener Umgang mit seinen Lastern scheint ihn vor Schlammschlachten zu immunisieren. Nachdem er von den Leiden der afghanischen Flüchtlinge nach der Invasion der Roten Armee erfährt, hat er aber ein wirkliches Anliegen: Er will den Etat für den Afghanistan-Konflikt aufstocken. Erst sind es nur 5 Millionen Dollar, dann 10, schnell 40, 100 und dann 500 Millionen US-Dollar, die investiert werden. Am Ende lässt man es sich 1 Milliarde Dollar kosten, die Mudschahedin aufzurüsten und so die russische Armee aus Afghanistan zu vertreiben – die bis dahin größte geheime CIA-Operation. Gesellschaftliche wie finanzielle Unterstützung erfährt Wilson von der reichen, unverhohlen antikommunistischen Texanerin Joanne Herring (Julia Roberts). Daneben begleitet der grobschlächtige FBI-Agent Gust Avrakotos (Philip Seymour Hoffman) kenntnisreich das Unternehmen.
Philip Seymor Hoffman ist es auch, der mit derben Sprüchen und einigen Handgreiflichkeiten zusätzlich Schwung in den leicht inszenierten Film bringt, der trotz seiner fünf Nominierungen keinen Golden Globe gewinnen konnte. Mike Nichols („Die Reifeprüfung“, „Hautnah“) ist trotzdem ein sehr unterhaltsamer, stilvoller Film gelungen, der trotz des schnodderigen Tonfalls natürlich auch politische Ambitionen zeigt: Seilschaften, Verlogenheit, haarsträubende Engstirnigkeit und Verantwortungslosigkeit in der Politik werden salopp portraitiert. Ein Schwachpunkt ist dabei vielleicht die starke Vereinfachung der politischen Zusammenhänge und Hintergründe. Immerhin schließt der Film kritisch mit einem Verweis auf die Fehler der US-Regierung, die schließlich mitverantwortlich sind für die Machtübernahme der Taliban und die daraus resultierenden Konflikte. Aber der Film ist auch nur eine Politsatire und keine Analyse. Und er ist wesentlich unterhaltsamer als „Dallas“.
(Christian Meyer)
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