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Good night, and Good Luck
USA 2005, Laufzeit: 92 Min., FSK 0
Regie: George Clooney
Darsteller: Patricia Clarkson, David Strathairn, George Clooney, Alex Borstein, Robert John Burke, David Christian, Jeff Daniels, Reed Diamond, Tate Donovan, Joseph Dowd, Robert Downey Jr., Simon Helberg, Frank Langella, Thomas McCarthy, Glenn Morshower, Katherine Phillips Moser, Matt Ross, Ray Wise

Dianne Reeves' sehnsuchtvolles Organ, Blues lastige Jazz-Klänge füllen den Saal. Schwarz-Weiß-Bilder flimmern über die Leinwand, lassen eine Retro-Stimmung aufkeimen, die an so große wie düstere Zeiten des Kinos gemahnt. Hier ein Pärchen, da ein Grüppchen, immer wieder vereinzelte Köpfe, die gebannt nach vorne starren. Wie auf dem Celluloid, wo die geladenen Gäste in pulsierender Erwartung des anstehenden Ereignisses verharren: Edward R. Murrows Kampfrede für einen freien Journalismus, die gleichzeitig seinen Untergang beinhaltet. Die McCarthy-Ära ist angebrochen. In einer für die USA bis dato einzigartigen Verfolgungswelle schwingt sich der republikanische Senator zum Führer einer "Hexenjagd" auf, in deren Visier vor allem angeblich staatsfeindliche Regierungsangestellte, Künstler und Intellektuelle geraten. Erbarmungslos werden die Verfechter eines sozialeren Amerikas und Kritiker des Kapitals unter dem Vorwurf des Kommunismus ihrer Existenz beraubt und somit mundtot gemacht. Ein Staat auf der Schwelle zum Totalitarismus, der Journalismus als letzte Bastion der Demokratie. Als der Navy-Pilot Milo Radulovich wegen vermeintlicher Kontakte seiner Schwester sowie seines Vaters zu mit der UdSSR sympathisierenden Gruppierungen ohne Verfahren seines Jobs beraubt wird, kann auch der seit seinen Frontreportagen beliebte CBS-Journalist Edward R. Murrow nicht mehr still halten. Auf der Basis fundierter Recherche sucht er im Sinne der Wahrheit über seine berühmte TV-Sendung die offene Konfrontation. Dünn ist das Eis, auf dem sich seine Redaktion von nun an bewegt. Dabei macht ihm nicht nur der schmale Grat zwischen Ermitteln und Verurteilen zu schaffen, als viel schwerwiegender erweisen sich die Verstrickungen der Medien mit Macht und Kapital. Beklemmung macht sich breit und zugleich der Wunsch des Aufbegehrens wie zu den großen Zeiten des Film Noir. Geradezu erdrückend scheint die Macht: Hohe Generäle tauchen in den Redaktionsräumen auf, Murrow das Wort zu verbieten. Die Wirtschaft entzieht der Sendung ihre Grundlage, indem sie sich als Anzeigenpartner zurückzieht. Wie die letzten verbliebenen Partisanen rotten sich die Redakteure zusammen im Kampf für die Wahrheit. Die selbst finanzierten TV-Auseinandersetzungen mit McCarthy werden ihr letztes Gefecht, die Absetzung der Sendung ist längst beschlossen. Obwohl schlicht nacherzählend, schafft George Clooney eine auch stilistisch einzigartig fesselnde Spielfilm-Dokumention, die nicht zuletzt auf der konsequenten Abbildung der in der klaustrophobischen Enge der Redaktion pulsierenden Spannung basiert - ohne dabei seinen feinnervigen Blick für das aktuelle Zeitgeschehen zu verlieren. So spiegelt sich unüberhörbar in Murrows Kritik, wer die Freiheit zuhause nicht lebe, könne sich auch im Ausland nicht als ihr Verteidiger aufspielen, eine Kampfansage an das Bush'sche Regime. Und auch die längst fest verankerte Mediendevise, die Leute wollten Unterhaltung, keine Sozialkunde sehen, wird nicht nur mit dem einst überbordenden Interesse für das legendäre TV-Duell, sondern hoffentlich auch durch ein dem Film gerecht werdendes Zuschauerinteresse ad absurdum geführt. George Clooney in der Rolle des Nestbeschmutzers, oder lassen wir uns wieder mal nur ein der damaligen Rehabilitierung Radulovichs entsprechendes Zückerchen auf der Zunge zergehen? McCarthy wurde abgesetzt, aber ebenso Edward R. Murrow. Der unverhohlen sarkastische Unterton in den süffisanten Schlussworten zu seiner Show scheint den Ausgang einer gesellschaftlichen Entwicklung in einer von Politik und Kapital bestimmten Medienwelt vorweg zu nehmen: "Good Night, And Good Luck."

(Lars Albat)

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