In einer besseren Welt
DK/S 2010, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Susanne Bier
Darsteller: Ulrich Thomsen, Trine Dyrholm u.a.
>> www.ineinerbesserenwelt-film.de/
Oscar prämiertes Drama mit Nachwirkung
So entstehen Kriege
„In einer besseren Welt“ von Susanne Bier
Bewegende, rasante Afrika-Aufnahmen eröffnen uns den Alltag des engagierten, idealistischen Arztes Anton (Mikael Perbrandt). Er lebt im Spagat zwischen zwei Welten: im provisorischen Flüchtlingscamp behandelt er selbstlos und bis zur Erschöpfung unzählige Verletzte und Gewaltopfer. Daheim – in der Idylle einer dänischen Hafenstadt – versucht er seine zerrütteten Familienverhältnisse zu retten: Sohn Elias (Markus Rygaard) ist ein introvertierter Einzelgänger und die Ehe in krisenhaftem Zustand. Neu in der Nachbarschaft sind Wittwer Claus (Ulrich Thomsen) und sein unzugänglicher Sohn Christian (William Johnk Nielsen). Die Wege beider Familien kreuzen sich, als der 12 jährige Christian am ersten Schultag miterlebt, wie Elias von einer halbstarken Clique drangsaliert wird. Als Christian bei einem erneuten Übergriff Elias zur Hilfe eilt, kommt ein Messer ins Spiel. Die Wirkung der Waffe verleiht den beiden Jungs Gefühle von Macht und Selbstbewusstsein. Von nun an halten sie als Verbündete und Freunde zusammen.
Vater Anton, der mit den Auswirkungen menschlicher Brutalität in Afrika stark konfrontiert ist, versucht die Jungs jedoch konsequent gegen Rache- und Gewaltgedanken zu erziehen. Trotz seiner fürsorglichen, präventiven Experimente wollen die Heranwachsenden – allen voran Christian – ihre Würde und Stärke durchsetzen und verlieren dabei aus dem Auge, dass sie sich und andere dabei lebensbedrohlichen Gefahren aussetzen. Antons eigene, pädagogischen Ideale drohen derweil zu bröckeln, als er zurück in Afrika den „Big Man“ behandeln soll, einen Bandenführer, der für die grausame Verstümmelung und Ermordung vieler seiner Patientinnen verantwortlich ist. Gequält von der Frage „was ist Gerechtigkeit“ hält er damit unfreiwillig das Schicksal des barbarischen Täters in seinen Händen.
Susanne Bier („Open Hearts“) kontrastiert menschliche Ängste im afrikanischen Krisengebiet mit der Idylle Dänemarks. „So entstehen Kriege“ sagt Anton einmal, und formuliert damit die zentrale Aussage, die uns „In einer besseren Welt“ durch intensive und eindrucksvolle Bilder vor Augen führt. Der Film erzählt von der Eskalation zwischenmenschlicher Beziehungen sowie der Zerbrechlichkeit ethischer Grundsätze. Die Konflikte sind im Kern auf alle Milieus und auf jedes Alter übertragbar, sowohl im kleinen Kosmos der Kinder als auch in der Größenordnung Afrikas. Jede Situation kann im wahrsten Sinne des Wortes explosiv werden. In diesem hochkarätig besetzten Familiendrama beweist Susanne Bier erneut ihr Fingerspitzengefühl für eine schonungslose Inszenierung. Die Schauspieler transportieren die Figuren dabei auf bodenständige Weise. Einzig die Filmmusik hätte an einigen Stellen reduzierter eingesetzt werden können. Ob ihr für den Oscar nominierter Film am 27. Februar das Rennen um den besten nicht-englischsprachigen Film macht, steht noch nicht fest. Das Potential hat er.
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