Toy Story 3
USA 2010, Laufzeit: 103 Min., FSK 0
Regie: Lee Unkrich
Darsteller: S: Michael "Bully" Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz
Sorge in der Spielzeug-Kommune: Besitzer Andy wird erwachsen. Während sich konkurrierende Studios dem Animationsfilm nur als eine von vielen Genresparten widmen und dabei gern auf Fortsetzungen etablierter Settings aus der Eiszeit oder dem Märchenland setzen, konzentrieren sich die Pixar Animation Studios ausschließlich auf animierte Spielfilme und waren viel zu kreativ, um sich auf Fortsetzungen erfolgreicher Formate auszuruhen. Nach dem Oscar prämierten Erstling „Toy Story“ von 1995, in dem Spielzeuge zum Leben erwachen, streifte Pixar gemeinsam mit den Walt Disney Studios Insekten- und Unterwasserwelten, belebte Rennautos, lehrte Monstern das Fürchten, beförderte eine Ratte zum Chefkoch, ehrte Super- und Weltraumhelden, warf innovative Blicke nach ganz unten und nach „Oben“. Von den kuzweiligen Kurzfilmen, die die Hauptfilme stets begleiten, ganz zu schweigen. Bei diesem überbordenden, genresprengenden Kreativ-Output blieb keine Zeit für Fortsetzungen. Mit einer rühmlichen Ausnahme: „Toy Story“ wurde 1999 ideen- und erfolgreich weitergesponnen. Nachdem sich die Spielzeughelden rund um den Cowboy Woody im ersten Teil eines Nachbarskindes erwehren mussten, das Spielzeugfiguren mit Vorliebe explodieren ließ, bahnte sich in der Fortsetzung bereits die Urangst aller Spielzeuge an: Was passiert mit mir, wenn mein Besitzer aus den Kinderschuhen herauswächst? Teil 3 greift diesen Gedanken nun konsequent auf und bietet damit – und das ist auch schon der einzige Kritikpunkt – keinen wirklich neuen Ansatz. Was keinesfalls bedeutet, „Toy Story 3“ sei festgefahren und uninspiriert. Nachdem aus dem kleinen Andy ein Teenager geworden ist, der demnächst ins College zieht, machen sich Woody & Co. berechtigte Sorgen um die Zukunft. Die Einsicht: „Da muss jedes Spielzeug durch“, ist da wenig Trost. Doch vorerst scheint sich alles zum Guten zu wenden. Andys Mutter spendet die Spielzeuge der Kinder-Tagesstätte „Sunny Side“, die auf den ersten Blick angesichts des ungebrochenen Kindernachschubs paradiesisch anmutet. Doch, und das wissen wir noch aus Teil Eins, es gibt solche und solche Kinder, und darüber hinaus werden wir nun belehrt, dass nicht alle Spielzeuge so solidarisch zusammenhalten, wie man es von Andys Truppe gewohnt ist. Ein Gros an neuen Charakteren (darunter Barbie, Ken und ein pinkfarbener Brummelteddy voller Gram), Detailreichtum, Tempo, Dialogwitz, der Einsatz von 3D ohne angestrengte Effekthascherei machen das Fehlen frischer inhaltlicher Akzente schnell vergessen. Auf die Gefahr hin, auch im Lob keine neuen Ansätze zu finden: Pixar trumpft erneut auf und stellt die Konkurrenz in den Schatten. In der deutschen Synchronfasssung mag man Peer Augustinski vermissen, der allerdings würdig durch Bully Herbig ersetzt wurde. Und der hat Christian Tramitz und Rick Kavanian gleich mit im Boot. Pixars serielle Ode an das Spielzeug findet damit einen gelungenen Abschluss und wird den einen oder anderen reumütig aus dem Saal entlassen und die Jüngeren dazu bewegen, ihr Spielzeug mit anderen Augen zu betrachten. Ohne Zeigefingermentalität, versteht sich.
(Hartmut Ernst)
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Filmfestivalmonat November
Mit der Duisburger Filmwoche, Doxs! und dem Blicke – Filmfestival des Ruhrgebiets – Vorspann 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24