Knapp 800.000 Kinobesucher wollten „Die Känguru-Chroniken“ von Dani Levy im Jahr 2020 sehen, als die Adaption der Hörbücher und Podcasts aus der Feder von Marc-Uwe Kling kurz vor dem ersten Corona-Lockdown auf die große Leinwand kam. Damit schaffte es die gewitzte Abrechnung mit populistischen deutschen Parteien, mit Gentrifizierung und der damit einhergehenden Bedrohung von Multikulti-Vierteln in die Top Ten der besucherstärksten Filme des Jahres. Für das Sequel „Die Känguru-Verschwörung“ nahm nun der Erfinder des Ganzen, Marc-Uwe Kling, höchstpersönlich auf dem Regiestuhl Platz. Das Drehbuch hat er ebenfalls wieder selbst verfasst, dieses Mal gemeinsam mit Jan Cronauer („Der Kriminalist“, „Letzte Spur Berlin“). Für die Besetzung der zentralen Rollen konnte man auf die eingespielte Truppe des Originals zurückgreifen. Nach wie vor schlägt Marc-Uwes (Dimitrij Schaad) Herz schneller, wenn er an Maria (Rosalie Thomass) denkt. Gerne würde er sie mal zu einem Date einladen, an dem nicht auch das Känguru teilnimmt. Maria stellt ihm ein gemeinsames Abendessen in Paris in Aussicht, wenn es Marc-Uwe gelingt, Marias Mutter Lisbeth (Petra Kleinert) von ihren Querdenker-Ansichten abzubringen. Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn „Diesel-Liesel“ leugnet die Klimakrise nicht nur erfolgreich auf ihrem YouTube-Kanal, sondern nimmt sogar an einer Convention für Anhänger von Verschwörungstheorien in Bielefeld teil, bei der sie unmittelbar vor dem Chef-Schwurbler Adam Krieger (Benno Fürmann) auftreten soll. Marc-Uwe und das Känguru stehen vor einer großen Herausforderung, zumal die Querdenker das Beuteltier schnell als ihren neuen Hauptgegner auserkoren haben. Mit einem Mix aus Popkultur-Zitaten und gezielten Respektlosigkeiten zielt der zweite Känguru-Film höchst unterhaltsam auf die aktuellen gesellschaftspolitischen Realitäten.
Gemeinsam mit der Bürgermeisterin und ihrem Technikerteam versucht die junge Ingenieurin Luna (Laura Berlin), die Bauern des Ortes zum Verkauf ihrer Grundstücke für den Bau eines Windparks zu überzeugen. Doch es gibt Widerstand und Verwerfungen zwischen jenen, die den Fortschritt begrüßen und jenen, die um den Zerfall ihrer ländlichen Gemeinde bangen. Landwirt Guy und seine Frau Colette gehören zu denen, die nicht verkaufen wollen. Für Sohn Lionel (Anthony Jeanne) hingegen sind Luna und ihr Team eine willkommene Ablenkung. Seine Faszination für Luna führt zu noch mehr Widerstand bei Colette, die sich immer mehr an ihren Sohn klammert. Wie übertriebene Fürsorge ins Unglück führen kann und welche Debatten uns beim Thema Windenergie noch bevorstehen, greift Noel Alpis „Die Farbe des Windes“ in einer ruhigen Erzählweise auf.
Eine Familie, drei Generationen, drei Episoden: Die Filmemacher Kornél Mundruczó und Kata Wéber folgen in „Evolution“ dem fiktiven Schicksal einer jüdischen Familie: Beginnend mit den Säuberungsarbeiten in einer Gaskammer 1945 über einen Mutter-Tochter-Dialog bis ins Hier und Heute an Seite eines Mannes auf Selbstfindung fragt das Drama nach jüdischer Identität und Zugehörigkeit. Es gelingt ein Familienportrait, das auf vielen Ebenen berührt, informiert und mitreißt.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Adrian Goigingers hochaktuelles Heimatdrama „Märzengrund“, Amjad Abu Alalas Debütdrama „Mit 20 wirst du sterben“, Castille Landons viertes Teenager-Liebesdrama „After Forever“, James Claytons Actioner „Bullet Proof“, Jessica M. Thompsons Horrorthriller „The Invitation - Bis dass der Tod uns scheidet“, Baltasar Kormákurs Tierhorror „Beast - Jäger ohne Gnade“ und Enrique Gatos und David Alonsos Animationsabenteuer „Tad Stones und die Suche nach der Smaragdtafel“.
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