Streetart. Street-Dance. Hiphop und Battles. Heute sind diese Anglizismen vielen vertraut, vor einem Jahrzehnt standen sie im Ruhrgebiet nicht gerade regelmäßig auf der Tagesordnung. Klar, in den richtigen Metropolen weltweit, da rockten die Jugendlichen bereits regelmäßig die Straßen, war der neue Style und der damit verbundene Habitus längst ins Leben eingedrungen. Aber hier?
Bereits zum 10. Mal findet nun in Herne, Wanne-Eickel und Bochum das „Pottporus Festival“ statt. Esist längst eine der jährlichen Highlight-Veranstaltungen im Bereich der zeitgenössischen urbanen Kultur in NRW, immerhin kommen über 100 nationale und internationale Künstler aus den verschiedenen Bereichen der Street Art. Kein Wunder also, dass die Honoratioren in der Landesregierung Blut geleckt haben: NRW Spitzenförderung, und im Jubiläumsjahr wird mit der geschichtsträchtigen Zeche 1 in Bochum ein Ort eröffnet, in dem der Pottporus e.V./Renegade zukünftig eine neue Spiel-, Proben- und Wirkungsstätte bekommt. Reinhild Hoffmann hätte das sicher gefallen, scheint doch der Tanz genau dort wieder Einzug zu halten, wo sie einst aus falsch verstandener Sparwut aus der Stadt gejagt wurde. Während des Festivals findet hier die Workshop-Reihe „Tanz-Tradition und Tanz-Innovation“ statt, und auch das Solo-Stück „No Title Yet“ kommt auf die Bühne – eine Zusammenarbeit zwischen der spanischen Tanzkompagnie La Macana und dem „Plastic Artist“ Vladimir Cruells.
In Herne hat alles begonnen, in Herne startet auch das Festival: mit dem traditionellen Warm-Up im Alten Wartesaal des Bahnhofs.Infusion#7 heißt die vom 247-Kollektiv organisierte Street-Art-Ausstellung, die bereits am 1.11.mit einer Party in der Bochumer Rotunde eröffnet wird.Bereits zum siebten Mal kommen während der Infusion nationale und internationale Künstler der Szene im Alten Wartesaal des Bahnhof Herne zusammen.Mobilität ist seit dem Bau der U-Bahn zwischen den Städten ja auch kein Problem mehr – wenn die Bahn denn fährt.
„Adam`s R.I.P.“ lautet der Titel der neuen Produktion von Renegade, die zusammen mit dem Tanzkollektiv nutrospektif in den Herner Flottmann-Hallen Premiere feiert – unter der Choreografie von Lenka Kniha-Bartunkova das erste Mal ausschließlich von und mit weiblichen Protagonistinnen. Das ist keine Normalität. Gibt es vielleicht eine besondere weibliche Ästhetik im urbanen Kontext? Die Frage lohnt sich, die bisherigen Renegade-Produktionen waren immerhin von männlichen Tänzern dominiert. Ein Highlight wird sicher auch die französische Compagnie 100 Issues. Sie zeigen ihre artistische „Sonate für 4 Hunde“, ein Spiel mit komplexen Regeln, die die Artisten zu ständigem Ortswechsel und permanenter Anpassung zwingen. Die Vierbeiner müssen aber zuhause bleiben.
Historisches zum Schluss: Bei der 16. Auflage des legendären Ruhrpott-Battle treten wieder die besten B-Boys in den Kategorien 1on1-HipHop, 1on1-Popping und 4on4-B-Boying in den Flottmann-Hallen gegeneinander an. Angekündigt haben sich neben Crews aus Deutschland auch die Besten der Besten aus Russland, Marokko, Schweden, Portugal, Frankreich und den Niederlanden.
10. Pottporus Festival: „Stadt-Tanz-Kunst“| 6.11.-9.11.| Herne, Wanne-Eickel und Bochum | www.pottporus.de/festival
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