Angefangen hat es in einer Berner Fußgängerzone: Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg haben sich dort vor mehr als 16 Jahren mit Zetteln in der Hand hingestellt, auf denen sinngemäß stand, dass es hier nichts zu sehen gäbe. Prompt blieben zahlreiche Spaziergänger stehen. Womit „Ohne Rolf“ – der war tatsächlich nicht dabei – geboren war: ein inzwischen mit allen einschlägigen Preisen ausgezeichnetes Duo, das weit über die Schweizer Landesgrenzen bekannt und beliebt ist. Dabei haben es die beiden aus Zürich kommenden Komiker faustdick hinter den Ohren. Oder genauer: faustdick hinter den Worten. Denn mit denen treiben sie einen bis dato unbekannten Schabernack. Sie nennen es „erlesene Komik“, während sie dem Publikum etwas vorblättern. Zum Beispiel am 12. Mai im Bochumer Bahnhof Langendreer, wo sie mit „Blattrand“, dem ersten von insgesamt vier Programmen, gastieren.
Womit die beiden genialen (oh ja, das sind sie tatsächlich) Künstler eine völlig neue Ausdrucksform gefunden haben: Man unterhält sich – und die Zuschauer – via Plakaten. Und beweist damit gleichzeitig, dass man so ein konzentriertes, die Spannung auf die Spitze treibendes Stück schreiben kann, dessen Höhen und Tiefen die Empathie und den Grips gleichermaßen fordern. Während das Duo die Grenzen der menschlichen Kommunikation auslotet, erzielt es verblüffende Effekte: Das geschriebene Wort erfordert absolute Konzentration, um ins Schwarze zu treffen. Hinzu kommt die philosophisch unterfütterte Ebene, auf der sich die Frage nach der eigenen Identität stellt: ein fintenreiches Spiel voller sprachlicher Finessen.
Wenn einer die inflationär gebrauchte Bezeichnung Kult tatsächlich verdient, dann FiL. Der als Philip Tägert in Berlin geborene und dort im Märkischen Viertel aufgewachsene Comedian, Comiczeichner, Ex-Punk, Handpuppenspieler, Sänger und Songwriter entzieht sich den üblichen Kriterien des Showbiz. „Triumph des Chillens“ nennt er sein Programm, mit dem er am 5. Mai im Dortmunder Cabaret Queue auftritt und in dessen Verlauf er – wie gehabt – abgedroschene Versatzstücke des alltäglichen Sprachgebrauchs durch den Wolf dreht – und zwar so, dass sie in ihrer ganzen Hohlheit sichtbar werden.
FiL wickelt seine Zuschauer mit der Spiellust eines Kindes und der Unerbittlichkeit eines Wahrheitssuchenden um den Finger. Die entlassen ihn in der Regel erst nach etlichen Zugaben – darunter hoffentlich die „Fabel vom Blumengeburtstag“ mit Handpuppenhai Sharkey. FiL selbst ist nicht zimperlich im Umgang mit seinen Fans. Das hört sich in der Ankündigung dann so an: „Ihr Arschlöcher, der Titel ist schon so witzig und den kriegt ihr sogar umsonst.“
„Basta“, das Stimmkünstler-Quintett steht mit acht Album-Veröffentlichungen sowie mittlerweile weit über tausend gefeierten Liveauftritten für so übermütige wie feinsinnige A-cappella-Unterhaltung. Sowohl mit alten Hits wie neuen Songs wird auch bastas „Freizeichen“-Tour für außergewöhnlich amüsante Abende sorgen. Das verspricht hoch und heilig die stets über Tage lebende
Ohne Rolf | Fr 12.5. 19.30 Uhr | Bahnhof Langendreer, Bochum | 0234 687 16 10
FiL | Fr 5.5. 20 Uhr | Cabaret Queue, Dortmund | 0231 41 31 46
Basta | Do 4.5. 20 Uhr | Stratmanns Theater, Essen | 0201 820 40 60
und Do 18.5. 20 Uhr | Ebertbad, Oberhausen | 0208 205 40 28
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