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Foto: Birgit Hupfeld

Gespritzter Eierkohlenschaum

01. November 2010

Persiflage im Essener Grillo - Theater Ruhr 11/10

Eine graue Sozialwohnungsbau-Pappwand auf der Bühne. Ein Lichtermeer aus modischen Grubenlämpchen im Publikum. Die Handlung beginnt ganz oben auf den Scheinwerfer-Traversen mit richtig Getöse. Hier soll ja Bergbau gespielt werden, die Geschichte von Kumpel Katlewski (Jörg Malchow), der da noch scheinbar besinnungslos im Stollen liegt. Weil er unter Tage quer durchs Ruhrgebiet marschiert ist. Caroline Stolz hat für das Essener Grillo Adolf Winkelmanns Film „Jede Menge Kohle“ adaptiert, auf 75 Minuten gestaucht und mit einer Unmenge Regieeinfällen so richtig auf Ruhrgebiet getrimmt. Auch wenn Altmeister Winkelmann freudig nach der Premiere seinen Beifall abholte, die Zuschauer viel gelacht haben, so ganz ohne Magenschmerzen konnte man das Theater nicht verlassen. Zu grell war die Persiflage auf ein immer noch vorhandenes Lebensgefühl. Denn eigentlich war Katlewski einmal einer von uns. Ein Chaot, der Outlaw für Freiheit, und wie man sie sich erarbeitet. Den eine sehr einfache, aber konsequente Sicht auf die Dinge trieb. Die schwarze Komödie kam im Film durch die Hintertür, die bunte platzt in Essen aus allen Nähten, geizt nicht mit Gesangseinlagen und Slapstick-Oldtimern. Es kommt der Tag, da will die Säge sägen, bei Caroline Stolz und ihrer Dramaturgin Carola Hannusch hackt sie eher Sperrholz auseinander. Das finale Dröhnen der Kette in eine neue Zukunft für den anarchischen Bergmann bleibt irgendwie aus; wer den Film nie sah, bei dem müssten sich endlose Fragen stellen.

Als Unterhaltungsstunde plus akademischem Viertel ist die Inszenierung natürlich geeignet. Sie geht in Essen zwar in direkte Konfrontation zum Theater Freudenhaus, das seit Jahren im soziokulturellen Zentrum Ruhrgebietskomödien produziert, aber könnte natürlich für das finanziell gebeutelte Grillo zu einem Publikumsrenner werden. Sehr gelungen ist die ausgesprochen schnelle Choreografie in dieser Inszenierung, gekonnt die Nutzung der Häuserpappwand. Auch Langeweile kommt nie auf, denn alle Schauspieler hangeln sich bewusst durchs kohlenschwarze Comedy-Milieu –, und musizieren können sie auch. Schade, dass der reine Spaß manchmal seine Tücken haben kann.

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