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Klaas-Jan de Groot
Foto: Claire Antoine

„Ich fand die Welt der Oper faszinierend“

31. August 2022

Klaas-Jan de Groot ist neuer Chorleiter des Aalto-Theaters – Interview 09/22

Am 1. September übernimmt der Niederländer die Leitung der Chöre am Aalto-Theater in Essen. Zuvor ist er noch in Bayreuth beschäftigt und assistiert er Chordirektor Eberhard Friedrich bei den Festspielen. trailer sprach mit dem 29-Jährigen über seine Aufgaben in Bayreuth und seinen Start in Essen.

trailer: Was hat Sie bewogen, sich für die Stelle als Chordirektor am Aalto-Theater zu bewerben?

Klaas-Jan de Groot: Seit 2016 war ich Assistent der jetzt in Paris tätigen Chordirektorin an der Oper in Amsterdam, Ching-Lien Wu. Damals kam ich vom Studium am Königlichen Konservatorium in Den Haag und am Royal Welsh College of Music & Drama in Cardiff. Ich wusste noch wenig über Oper, aber in den sechs Jahren in Amsterdam habe ich viel Erfahrung gesammelt. In dieser Zeit arbeitete ich zusätzlich mit dem Niederländischen Rundfunkchor und der Opera Zuidin Maastricht. Vor einem Jahr hörte ich von der freien Stelle in Essen und bewarb mich, da ich das Gefühl hatte, jetzt sei es an der Zeit, größere Verantwortung zu tragen. Im Auswahlverfahren habe ich mit dem Chor gut zusammen harmoniert.

Sie haben noch keine lange Erfahrung in der Oper?

An der Hochschule beschäftigten wir uns mehr mit Geistlicher und Alter Musik als mit Oper. Aber ich habe auch Orchesterleitung und Klavier studiert und als Kind den Dritten Knaben in der „Zauberflöte“ gegeben. Ich fand die Welt der Oper damals faszinierend, aber weit weg. Nach meinen Erfahrungen in Amsterdam ist das anders. Die Chorleiterin, Ching-Lien Wu, hat mich trotz meiner geringen Opernerfahrung als Assistent engagiert, weil ich, wie ich glaube, schnell verstanden habe, was sie in den Proben braucht.

Sie mussten aber wohl viele Opern für sich studieren?

Ich hatte Glück: Amsterdam ist ein Stagione-Haus, an dem die Produktionen nacheinander am Stück gespielt werden. Ich musste nicht, wie in einem Repertoiretheater, 30 oder 40 Werke parat haben. In meiner ersten Spielzeit wurden acht Werke neu produziert, davon war ich an vier beteiligt. So konnte ich mir die Stücke nach und nach erarbeiten. Begonnen habe ich mit einem Oratorium von Händel, „Jephtha“. Danach kam gleich Wagners „Parsifal“ in der Regie von Pierre Audi.

In Essen beginnen Sie auch mit Wagner.

Richtig, am 24. September hat „Tannhäuser“ Premiere am Aalto-Theater. Ich kenne die Oper gut, habe bereits bei der Inszenierung von Christof Loy in Amsterdam und von Tobias Kratzer in Bayreuth assistiert.

Sie werden intensiv mit Sängerinnen und Sängern zu tun haben. Da müssten Sie viel von Gesang verstehen.

Ich hatte bei meiner Ausbildung in Den Haag und Cardiff natürlich Gesangsunterricht, habe viel selbst in Chören gesungen und mich auch privat weitergebildet.

Wovor haben Sie jetzt am meisten Angst?

Ich habe im Mai und Juni schon mit dem Aalto-Chor gearbeitet und weiß, dass ich keine Angst zu haben brauche. Die Schwierigkeiten, die auf mich zukommen und die ich zu bewältigen habe, kenne ich. Nun muss ich mich darum kümmern, dass mein Deutsch noch ein bisschen besser wird.

Sie sind seit 2018 bei den Bayreuther Festspielen Assistent des Chordirektors. Welche Aufgaben haben Sie dort?

Ich begleite bei den Chorproben am Klavier, leite Proben für neue Sänger und probe ab und zu mit einzelnen Chorgruppen. Weil die Akustik in Bayreuth wunderbar, aber auf der Bühne nicht immer einfach ist, dirigiere ich gemeinsam mit dem Chordirektor die Sängerinnen und Sänger von der Seite, außerdem auch Fernchöre wie etwa im „Parsifal“ oder die Sirenen im „Tannhäuser“.

Wie empfinden Sie die Atmosphäre in Bayreuth im Vergleich mit dem üblichen Theaterbetrieb?

Schwer zu vergleichen. Wer nach Bayreuth kommt, der will dorthin. Man widmet sich intensiv über einen begrenzten Zeitraum miteinander nur Wagner. Die Menschen, die dort arbeiten, haben sich dafür entschieden – das schafft eine Atmosphäre, die für mich sehr schön ist. Ein Weltklasse-Theater in einer fast ländlichen Umgebung, wie man es sonst nur in einer vollen und lauten Großstadt findet. Das halte ich für eine attraktive Kombination!

Tannhäuser | 24. (P), 28., 30.9., 1., 7., 9., 16., 21., 23., 30.10. | Aalto Theater, Essen | 0201 81222 00

Interview: Werner Häußner

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