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Isolation 2.0
Foto: Birgit Hupfeld

Irgendetwas riecht

30. Juni 2011

„Hikikomori“ im Sckelly Dortmund - Theater Ruhr 07/11

Ein junger Mann (Chatname H) mit abgeschlossenem Studium zieht sich in sein Zimmer zurück, um sein Leben von nun an in Isolation und Einsamkeit zu verbringen. Die einzige Verbindung zur Außenwelt sind die Mutter, die für ihn kocht und sich hin und wieder durch die Tür mit ihrem Sohn unterhält sowie ein Chatroom im Internet, über den H kommuniziert. Zu dem Zeitpunkt, zu dem das Stück „Hikikomori“ von Holger Schober die Geschichte H’s erzählt, lebt dieser bereits seit acht Jahren in dieser Abgeschiedenheit. Dann weckt ein Mädchen im Internet seine Aufmerksamkeit. Sie drängt sich ihm auf, bietet ihre Hilfe an, sodass H das erste Mal wieder eine Möglichkeit der sozialen Kommunikation im realen Leben sieht.

Im Kinder- und Jugendtheater Dortmund ist das Stück eine Ein-Personen-Aufführung. Mutter und Internetbekanntschaft erscheinen nur als Stimmen aus dem Off. H (Gabriel Rodriguez) ist allein auf einer Bühne, die aus zwei Stufen besteht, welche durch verschiedene Projektionen verändert werden. Während H chattet, erscheinen Buchstaben, träumt er von einem Tag am Strand mit dem Mädchen, erscheint ihr Gesicht. Dadurch bleibt die Bühne zwar schlicht, aber flexibel.

Für die Inszenierung stellt sich die Frage, die sich für ein Jugendtheater immer stellt: Wird sie den Ansprüchen des Zielpublikums gerecht? Erreicht sie die Jugendlichen und was fangen diese damit an? Eine eindeutige Antwort lässt sich hier wohl kaum finden, denn das Phänomen Hikikomori dürfte in dieser radikalen Form der jahrelangen Isolation den meisten 14-jährigen eher fremd sein. Doch überbesorgte Eltern, die versuchen, ins Zimmer einzudringen, sich einzumischen und gutgemeinte Ratschläge zu geben, kennen auch sie. Gedanken über den Ausgang des Stückes werden sie sich in jedem Fall machen: H liegt eingerollt in ein Laken auf der Treppenstufe, enttäuscht von der Enthüllung, dass es sich bei dem Mädchen aus dem Chat, das sich für ihn zu interessieren schien, doch nur um seine besorgte Schwester handelt. Und die Fragen bleiben: Geht die Isolation für H weiter? Stirbt er oder findet er einen Weg zurück ins soziale Leben?

„Hikikomori“ von Holger Schober I R: Marc Oliver Bögel I Kinder- und Jugendtheater im Sckelly Dortmund I 0231 502 72 22

ALEXANDRA BRUNDIERS

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