Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Mario Krüger, Rita-Maria Schwallgin und Derek Meszlin (v.l.n.r.) von der Schutzgemeinschaft Fluglärm
Foto: Benjamin Trilling

Keine Subventionen gegen Mensch und Natur

30. Januar 2024

Teil 1: Lokale Initiativen – Die Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Unna

Es ist es kurz vor 9 Uhr morgens als sich an diesem Dienstag der erste Jet über eine sonst so ruhige Wohnsiedlung zum Landeflug senkt. Kurz gleitet der Flieger über die Dächer hinweg und verursacht einen immensen Lärm. Doch für die Anwohner hier im Stadtteil Aplerbeck gehört es zum Alltag, dass der Flugverkehr die Gehörgänge stresst und die Luft verschmutzt. Neben dem Stadtteil Asseln sowie Unna-Massen gehört dieser Ort im Dortmunder Süden zu den Orten, die besonders stark von den Landeflügen betroffen sind.

Widerstand seit 50 Jahren

Mario Krüger engagiert sich bereits seit Jahren gegen diese Belastung für Mensch und Natur. Er war bis 2016 Landtagsabgeordneter und zuvor elf Jahre Fraktionschef der Grünen im Stadtrat. Und er ist Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund – Kreis Unna. Der Verein hat insgesamt 1.200 Mitglieder und wurde bereits 1974 gegründet – ihre Initiative feiert in diesem Jahr also 50-jähriges Jubiläum. „Wenn es den Verein nicht gäbe, dann hätten wir eine deutliche längere Flugbahn und Flüge bis tief in die Nacht“, so Krüger. 

Warum sie sich auch weiterhin gegen den Flugverkehr rund um Dortmund-Wickede wehren, erklärt Mario Krüger so: „Uns geht es um die Lärmbelästigung der Anwohner, aber auch um die unglaublichen Subventionen, die den Billigairlines zugutekommen.“  Wie laut es werden kann, haben sie bei der Schutzgemeinschaft auch gemessen. Denn in Kooperation mit der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, wo der Verein aus Dortmund und Unna mitarbeitet, haben sie im Stadtraum insgesamt sechs Fluglärmstationen installiert. Zwei weitere sollen 2024 hinzukommen. „In meinem Wohnumfeld messe ich 75 Dezibel“, berichtet Krüger. Und sein Zuhause sei immerhin 12 Kilometer vom Flughafen entfernt. „Bei Leuten, die näher dran wohnen, ist man bei 90 Dezibel“, so Krüger. „Die Wohnqualität leidet, wenn alle paar Minuten wer drüber fliegt.“ 

Erkrankungen und Sachschäden

Hinzukommen kämen täglich rund 600 Kilogramm Ultrafeinstaub, emittiert am Dortmunder Flughafen, wie Krüger schätzt. Während der Starts und Landungen wird der meiste Ultrafeinstaub verursacht, weswegen Menschen im Umkreis eines Flughafens am stärksten betroffen sind. „Das ist besonders problematisch, weil damit Nerven- und Krebserkrankungen einhergehen“, sagt Krüger. Eine weitere Gefahr bestehe in den sogenannten Wirbelschleppen, die bei Landeflügen entstehen können. Denn durch diese Luftverwirbelungen können in Einflugschneisen von Flughäfen Hausdächer beschädigt werden. „Wenn man hier wen zum Kaffee in den Garten einlädt, hofft man, dass kein Flieger die Ziegel herunterholt“, erklärt Krüger. 

Zudem sind es Krügers Schätzungen zufolge knapp 725.000 Tonnen CO2, die im Jahr durch den Betrieb des Dortmunder Flughafens entlassen werden. „Der Flughafen spielt im Klimabericht der Stadt Dortmund keine Rolle“, ergänzt Krüger. Dabei trägt der Flugverkehr nicht nur zur Klimakrise bei, er wird zudem städtisch subventioniert. Denn der Flughafen Dortmund GmbH gehört zu 26 Prozent der Stadt selbst, 74 Prozent der Anteile liegen bei den Stadtwerken – wiederum eine Tochter der Kommune. Dabei schreibt der Flughafen seit fast 20 Jahren rote Zahlen. Die Quersubventionen kommen am Ende ebenso Billigairlines wie Wizz Air zugute, die – wie ihr Vorstandsvorsitzender betonte, – Gewerkschaften ausschließt. „Es kann nicht sein, dass man das im Rahmen der Daseinsvorsorge subventioniert“, kritisiert Krüger. „Dazu gehören Schulen, Kindergärten oder Krankenhäuser, aber nach meiner Einschätzung keine Flughäfen.“


GANZ SCHÖN EMPFINDLICH - Aktiv im Thema

daab.de | Der Deutsche Allergie- und Asthmabund ist Interessenvertretung gegenüber der Gesundheitspolitik,, wirkt als Verbraucherschutz und bietet Beratungen an.
allergieinformationsdienst.de | Der vom Bundesgesundheitsministerium unterstützte Allergieinformationsdienst bietet „wissenschaftlich geprüfte Information aus allen Bereichen der Allergieforschung und Allergologie“ in verständlicher Form.
tk.de/techniker/magazin/life-balance/aktiv-entspannen/stress-regulieren-2036104 | Tipps zum Umgang mit Stress.

Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de

Benjamin Trilling

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Zeit des Verlangens
Intro – Ganz schön empfindlich

Allergisch gegen Allergiker
Teil 1: Leitartikel – Für gegenseitige Rücksichtnahme im Gesellschaftsbund

„Wie eine Allergie, die keine ist“
Teil 1: Interview – Allergologin Petra Zieglmayer über den Umgang mit Histaminintoleranz

Ungeschönte Wahrheiten
Teil 2: Leitartikel – Rücksicht zu nehmen darf nicht bedeuten, dem Publikum Urteilskraft abzusprechen

„Meine Freiheit als Rezipient wird vergrößert“
Teil 2: Interview – Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich über Triggerwarnungen in Kunst und Kultur

Vorsicht Kunst!
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Kölner Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler

Armut ist materiell
Teil 3: Leitartikel – Die Theorie des Klassismus verkennt die Ursachen sozialer Ungerechtigkeit und ihre Therapie

„Solche Tendenzen sind nicht angeboren“
Teil 3: Interview – Sozialpsychologin Fiona Kalkstein über Autoritarismus und Demokratiefeindlichkeit

Opfer nicht allein lassen
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Weisse Ring Wuppertal hilft Menschen, die unter Kriminalität und Gewalt leiden

Alltag ohne Hindernisse
Städtische Barrierefreiheit – Europa-Vorbild Schweden

Von der Barbarei der Debatte
Natürlich kann man vermeiden, dass irgendwer Dinge hört, gegen die er allergisch ist – Glosse

Lokale Initiativen

HINWEIS