Noch rauscht das Wasser unter dem verschachteten Ruhrgebiet, aber das könnte sich auch schnell ändern. Insofern muss Strukturwandel in der Region tatsächlich und immer nur als andauernder Prozess verstanden werden. Eines der musikalischen Labore, die das Revier nicht nur vernetzen, sondern auch verknoten, ist das Fünf-Tage-Festival Blaues Rauschen, das 2018 bereits an fünf Spielorten stattfindet und nebenbei seine Strukturen auch an Jugendliche in Workshops weitergeben will. Die musikalischen, performativen Events beleuchten die Frage, wie sich technische Neuerungen, künstlerische und politische Prozesse gegenseitig bedingen und beeinflussen und wie man dem nachgehen kann. Das Festival sieht sich als ein verbindendes Element in der polyzentralen Stadtregion des Ruhrgebiets und nutzt dafür elektronische Musik.
Als Beispiel sei das Konzert von Bloort (Karl-Heinz Blomann und Richard Ortmann) genannt, die den musikalischen Aufstand gemeinsam mit einem Bergarbeiterchor generieren (Gelsenkirchen, 10.10., Eintritt frei). So soll auch die Transformation der Arbeitswelt rund um den Steinkohlebergbau hin zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft erfahrbar werden. Das heißt auch: Tonband trifft Laptop oder analog begegnet digital, immer auch multimedial analysiert mit Saxophon und Bassklarinette.
Wenn eine klassisch ausgebildete Oboistin am Joystick hantiert und ein E-Gitarrist Feedbacks erzeugt noch bevor er das Instrument auch nur anfasst, dann wird die Verschiebung von Grenzen und Konventionen mit künstlerischen Mitteln zum Tatbestand. Der Perforator – das sind Marlies van Gangelen und Akim Moiseenkov – perforiert im Bochumer Musikzentrum gängige Musikstile (14.10.). Die beiden Musiker kombinieren Pop-Strukturen, Lamentos und Kontrapunkt und treten dafür aus dem normalen Umgang mit ihren Instrumenten heraus, nutzen dafür selbstgebaute Synthesizer und Bewegungssensoren, die Abläufe und Bewegungen zur Klangerzeugung neu choreografieren.
Blaues Rauschen | 10. - 14.10. | Ruhrgebiet | www.blauesrauschen.de
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