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Kolonialwaren

POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet

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Composing: Robert Michalak
 

Kolonialwaren / Straße frei von alten Kameraden
Intro (Link zur Langfassung)

Auf den Westen ist kein Verlass, mal wieder. Im April 2020 brachten die Weltgesundheitsorganisation WHO und die EU-Kommission die Covax-Initiative auf den Weg. Sie versprach unter anderem, Covid-19-Impfstoffe auch in ärmeren Weltregionen gerecht zu verteilen. Heute gelten 70 Prozent der Menschen in Europa als vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft, in Afrika gerade einmal 10 Prozent. 600 Jahre „Unterwerfung der Welt“ (Wolfgang Reinhard) im Gefolge der europäischen Expansion sind überreich an Beispielen dafür, wie eigennützig, gleichgültig und grausam der Westen mit dem globalen Süden (und mit Indigenen im eigenen Land) umgegangen ist, wie nachhaltig Gesellschaften und Lebensräume geschädigt worden sind. Diese Vergangenheit und Gegenwart prägen auch die Debatten um Raubkunst, öffentliches Gedenken oder kulturelle Aneignung.

Kolonialwaren / Straße frei von alten Kameraden
Teil 1: Denkmäler, Straßen, Namen

Darf eine Straße nach Immanuel Kant benannt sein, dessen Werk auch rassistische Züge aufweist? Muss ein anstoßerregender Name oder Gedanke ausgelöscht werden, genügt eine einordnende Fußnote, muss eine Statue fallen oder sollte sie künstlerisch-kritisch modifiziert werden – oder auf eine mündige Gesellschaft vertrauen, die mit Widersprüchen und Uneindeutigkeit umzugehen weiß? Ergeben Pauschalforderungen Sinn, muss nicht vielmehr der Einzelfall diskutiert werden?

Kolonialwaren / Straße frei von alten Kameraden
Teil 2: Kulturelle Aneignung

Kulturen sind weltweit miteinander verwoben, kulinarisch, modisch, politisch, sprachlich, künstlerisch, menschlich usw. – mithin bis zur Unentwirrbarkeit. Trotzdem wird die Kritik an kultureller Aneignung lauter. Die Kapitalisierung kultureller Phänomene durch 'Fremde' erregt  entschiedenen Widerspruch aufgrund des historisch bedingten Machtgefälles namentlich zwischen dem Westen und dem 'Rest' der Welt. Wie weit trägt die Forderung, kulturellen Austausch einzuschränken, sprich: zu verbieten?

Kolonialwaren / Straße frei von alten Kameraden
Teil 3: Raubkunst – Angst vor Rückgabe

Bis zu 90 Prozent des materiellen afrikanischen Kulturerbes sollen sich nicht mehr auf dem Kontinent befinden – infolge des Raubs durch Kriegs- und Kolonialparteien. Die Debatte um Raubkunst auch in deutschen Museen steckt in den Anfängen. Welche Rolle spielen Herkunftsländer und Familien bzw. Erben, welche Rolle spielen ehemalige Kolonialstaaten, Museen, Ministerien oder Sammler? Kommen Herkunftsländer und Nachkommen angemessen zu Wort bzw. müssten nicht sie den Ton angeben?

Kolonialwaren / Straße frei von alten Kameraden
Teil 4: Europa gestalten – Vorbild Belgien

Während Deutschland noch zögerlich davon spricht „substantielle Teile“ kolonialer Raubkunst zurückgeben zu wollen, gehen in Belgien solche Artefakten – die sich im Königliche Museum für Zentralafrika häufen – automatisch in den Besitz der DR Kongo zurück. Der legale Besitz wird dabei von der Rückgabe getrennt, sodass Objekte zunächst noch ausgestellt bleiben, aber nicht mehr Belgien gehören. So halten keine logistischen Probleme den Prozess auf und es bleibt nicht nur bei leeren Worten.

Kolonialwaren / Straße frei von alten Kameraden
Teil 5: Glosse – Jugendsprache im Museum

Als George die Kunstausstellung betritt, stellt er direkt fest, dass etwas nicht stimmt. Seine Freunde fühlen sich auch unwohl – bei ihnen liegt das an dem großen Banner, das „Die littesten Schätze aus Togo“ bewirbt. Jugendsprache in Museen – wie peinlich. Dann lassen sie sich aber doch von der Ästhetik und Geschichte der Kunst begeistern. Nur George findet‘s hier immer noch komisch. Gut, dass da der Geist des Philosophen Walter Benjamin auftaucht und Georges Eindruck bestätigen kann…

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